Huberta fand Geschichten über Hamsterer in Brilon anno 1918
brilon-totallokal: Liebe Kinder, Omas, Opas, Eltern und Eselfreunde, guckt mal, in Brilon gab es große Not
1918, zum Ende des 1. Weltkrieges, wurde das Leben für die Menschen und uns Tiere immer schwerer. Es gab nur das Nötigste zum Lebensunterhalt. Dazu habe ich in der Zeitung folgende Verse gefunden:
„Es fehlen uns die Zwiebeln, es fehlen neue Stiebeln, es fehlt am Kleiderstaat, das Strumpfband fehlt, Pomade. Es fehlt die Schokolade, das Oel fehlt zum Salat. Es fehlt die fette Seife, der Tabak fehlt zur Pfeife. Es fehlt das echte Bier, Petroleum, Hering, Scholle, vom Schaf fehlt uns die Wolle und auch das Borstentier.“
Die Not herrschte in jedem Haus. Die Kinder liefen barfuß. Die neueste Erfindung hieß Schuhe aus Blech. Es war verboten, Verstorbene in Kleidung beizusetzen. Sie wurden in Papier gehüllt. Etwa zweieinhalb Milliarden Mark kostete der Krieg im Monat. Zur Finanzierung wurden Kriegsanleihen aufgelegt. Dazu die Verse:
„Wer den Krieg gewinnen will, scheue keine Gelder. Unsere Braven schützen Euch, Grenze Wald und Felder. Sei auch Du kein geiz´ger Wicht, helfe, zeichne, fehle nicht.“
Die Zeitung berichtet von Hamsterern, die sich immer wieder Neues einfallen ließen. So landete von Zeit zu Zeit ein Flugzeug in der Nähe des Dorfes Nehden. Die Bevölkerung holte Eier und Butter in Hülle und Fülle herbei. Nach Erledigung des einträglichen Geschäfts verschwand das Flugzeug in den Lüften. In Alme hamsterte eine Elberfelder Gastwirtin. Als sie zwei Reiserkörbe mit frisch geschlachteten Kälbern absenden wollte, wurde sie von Gendarmeriewachtmeister Neumann erwischt. Weiter fand er noch 66 Eier und zweieinhalb Pfund Butter bei ihr. Der Frau wurde das Handwerk gelegt.
Ein Großhamsterer aus dem Ruhrgebiet wurde in Brilon-Wald festgesetzt. Er wollte drei geschlachtete Kälber in Kisten verpackt aufgeben. Ein anderer wollte mehrere Bullen über die Grenze zu Waldeck treiben. Bei aller Not wurden in verschiedenen heiligen Messen Kollekten für den heiligen Vater abgehalten.
Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.
Quelle: Winfried Dickel – Museums Haus Hövener