Wie war das eigentlich mit dem Reichsarbeitsdienst in Brilon? Esel Huberta hat nachgeforscht.
brilon-totallokal: Alle jungen Männer und Frauen waren in der Hitlerzeit verpflichtet, ihrem Volk im Reichsarbeitsdienst zu dienen. Vor einiger Zeit hatte ich im Museum eine beeindruckende Begegnung mit einem Herrn, dessen Mutter aus Lippstadt im Jahr 1938 als 18-Jährige den Reichsarbeitsdienst in Brilon abgeleistet hat. Die Dame hatte 1998 ihre Erlebnisse aufgeschrieben. Daraus berichte ich jetzt einige Dinge.
Das Barackenlager, in Brilon noch als Maidenlager an der Galmeistraße bekannt, bestand aus zwei Baracken. Die eine war die Wirtschaftsbaracke mit Küche, Waschküche, Duschen, Baderäumen und Vorratsräumen, und die andere Baracke hatte drei Schlafsäle und die Aufenthaltsräume. Die Schlafsäle hatten je sechs Doppelstockbetten für insgesamt 36 „Arbeitsmaiden“. Die drei Führerinnen, darunter die Führerin, „Hüttenhain“ genannt, hatten in dieser Baracke Einzelzimmer. Die anderen Arbeitsmaiden kamen überwiegend aus dem Industriegebiet.
So sah der Tagesablauf aus: Der Tag begann morgens um sechs Uhr. Dann war erst mal Waldlauf rund um den Drübel. Die Lagerführerin lief vorneweg. Danach gab es immer um sieben Uhr die Fahnenweihe, abends wurde die Fahne wieder eingeholt. Dazu haben alle gesungen: „Wir holen die Fahne nieder, sie geht mit uns zur Ruh, und morgen weht sie wieder neuen Taten zu.“ Die Arbeitsdienstfahne war schwarz-weiß-rot mit einem Spaten und Ähren in der Mitte. Nach dem Frühstück gingen die Mädchen zu ihren Arbeitsstellen bei den Bauern. Neun Mädchen blieben im Lager, drei in der Küche, drei in der Waschküche und drei im Garten. Das ging immer reihum.
Alle drei Wochen bekam man eine andere Aufgabe. Man blieb auch nur drei Wochen bei einem Bauern, dann wurde gewechselt. Die Mädchen bekamen pro Tag 20 Pfennig. Was konnte man damals damit machen? Das Geld reichte gerademal für Briefmarken. Alle vier Wochen durften die Arbeitsmaiden nach Hause fahren. Die Rückfahrkarte nach Lippstadt kostete 1,80 Mark. Wer eine Außenstelle auf einem Bauernhof hatte, bekam dort sein Mittagessen. Die Arbeit war ungewohnt und schwer. Um vier Uhr ging es zurück in das Lager.
Alle Mädchen waren gleich gekleidet. Jede hatte eine Ausgehuniform, ein graubraunes Kostüm mit einer weißen Bluse. Als Arbeitskleidung dienten ein blaues Leinenkleid, ein rotes Kopftuch und eine braune Schürze, hohe Schuhe und im Winter dicke Wollstrümpfe. Die Kleidung wurde gestellt und musste nach dem Dienstjahr wieder abgeben werden. Wäschewechsel war nur einmal in der Woche möglich.
Bleibt gesund, es grüßen Euch Huberta und das Team des Museums Haus Hövener.
Quelle: Winfried Dickel – Team des Museums Haus Hövener