Seltene Zauneidechse findet Lebensraum auf DBU-Naturerbefläche Wahner Heide
brilon-totallokal: Einst war die Zauneidechse in Deutschland allgegenwärtig. Doch ihr schwindender Lebensraum und ein sinkendes Nahrungsangebot brachten die kleine Echse auf die regionale Rote Liste der bedrohten Tierarten: In Nordrhein-Westfalen gilt sie als stark gefährdet. Weil der Bestand sinkt, hat die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde die Zauneidechse zum Reptil des Jahres 2020 ernannt. „Wir freuen uns, dass die Zauneidechse auch auf der DBU-Naturerbefläche Wahner Heide vorkommt und hier einen langfristig geschützten Lebensraum findet“, erklärt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, einer gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wer aufmerksam spazieren geht, kann sie mit etwas Glück beobachten. Bei der Entdeckungstour ist das momentane Abstands- sowie außerdem das Wegegebot zu beachten. Denn auch der nördliche Teil der Wahner Heide, der heute die DBU-Naturerbefläche umfasst, ist als ehemaliges Militärgebiet munitionsbelastet.
Ein Leben zwischen Versteck und Sonnenplatz
Die Zauneidechse lebt heute als sogenannter Kulturfolger oft dort, wo Menschen strukturreiche Landschaften mit Säumen und kleinen Elementen wie Steinmauern und Hecken geschaffen haben. „Geeignete Lebensräume finden sich beispielsweise auf ehemaligen Militärübungsplätzen wie auf der DBU-Naturerbefläche Wahner Heide. Denn wo Soldaten einst übten, entstand oft strukturreiches Offenland“, erklärt Dr. Sabrina Jerrentrup, Offenlandmanagerin im DBU Naturerbe. Die Fläche im Nationalen Naturerbe diente von 1817 bis 2004 militärischen Übungszwecken. Den südlichen Teil der Wahner Heide nutzen aktuell Bundeswehr und -polizei als Standortübungsplatz. Die rund 2.000 Hektar große DBU-Naturerbefläche direkt angrenzend an den Flughafen Köln-Bonn ist dagegen als Teil des Nationalen Naturerbes ausschließlich dem Naturschutz gewidmet. „Davon profitiert Lacerta agilis – die flinke Eidechse –, denn sie benötigt ein Mosaik aus Sonnenplätzen mit Totholz, lückiger Vegetation und zudem Bäumen und Sträuchern als Versteckmöglichkeiten. Ihre Eier vergräbt die Zauneidechse an offenen besonnten Stellen im lockeren Boden“, erklärt Jerrentrup. Als wechselwarmes Tier nutzt es die Sonne, um die eigene Körpertemperatur zu regulieren. Sind die Echsen aufgewärmt, werden sie beweglicher und schneller. Zur Tarnung sind die scheuen Zauneidechsen an die Farben in ihrer Umgebung angepasst: Mit ihrer bräunlichen Schuppenfärbung und teilweise nur angedeuteten hellen Streifen sowie dunklen Flecken auf dem Rücken schützen sie sich vor zahlreichen Fressfeinden wie etwa Turmfalken. Nur in der Paarungszeit ab Ende April färben sich die Körperseiten der Männchen nach der ersten Häutung leuchtend Grün.
Im DBU Naturerbe bleibt schwindender Lebensraum erhalten
Doch nicht nur Beutegreifer gefährden die Zauneidechse: „Der Verlust von reich gegliederten Lebensräumen wirkt sich negativ auf den Bestand der Zauneidechsen aus“, erläutert Jerrentrup. Auch Bauvorhaben und intensive Landwirtschaft tragen dazu bei. „Wie der deutsche Name sagt, sind die Zauneidechsen „Grenzgänger“ und bevorzugen Strukturen wie Feldraine – Übergänge zu landwirtschaftlichen Flächen. Durch eine intensivere Nutzung und die Vergrößerung von Feldern sind solche Raine jedoch selten geworden.“ In der Wahner Heide findet die kleinste Vertreterin der Smaragdeidechsen auf Sandtrockenrasen, Magerweiden und Heiden geeigneten Lebensraum. Hier führt der Flughafen Köln-Bonn Kompensationsmaßnahmen durch, um Baumaßnahmen ökologisch auszugleichen: Verschiedene Weidetierarten wie Glanrinder, Esel, Wasserbüffel und Ziegen erhalten das Offenland mit schonender Beweidung und verhindern, dass die Lebensräume der Zauneidechsen zuwachsen. „Die Weidetiere leisten so einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz“, lobt Jerrentrup.
Bild: In der Paarungszeit ab Ende April färben sich die Körperseiten der männlichen Zauneidechsen leuchtend Grün.
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Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)