Neue Wege wagen

 

Caritas-Konferenzen: Ehrenamtliche Hilfe am Nächsten in Corona-Zeiten

 

brilon-totallokal: Anfang März wurden Veranstaltungen, Angebote und Aktionen abgesagt. Die Pfarrheime schlossen ihre Türen. „Still ruhte der See“, blickt Anne Bartholome, Regionalvorsitzende der Caritas-Konferenzen der Region Bigge-Medebach, auf die Pandemie zurück. Der Lockdown und die anschließenden Hygiene-Schutz-Regeln machten das Engagement der Caritas-Konferenzen (CKD) fast unmöglich, denn ihr Ehrenamt lebt von zwischenmenschlichen Momenten. Ganz konkret: „Wir wollen Menschen helfen“, sagt Sylvia Sanow, Regionalvorsitzende der CKD Region Brilon-Marsberg. Die Frauen blicken zurück und auch nach vorne, wie sich die ehrenamtliche Hilfe am Nächsten zukünftig gestalten kann.

 

Im Dekanat Hochsauerland-Ost mit den CKD-Regionen Bigge-Medebach und Brilon-Marsberg sind rund 600 Engagierte in 42 lokalen CKD-Gruppen engagiert. Bis auf wenige Ausnahme sind es Frauen, die unter anderem Senioren besuchen oder für die älteren Mitbürger gesellige Nachmittage organisieren. Außerdem sind die CKD-Helferinnen Ansprechpartnerinnen für Menschen und Familien in Not, und zwar direkt vor Ort, auch auf dem Dorf. „Wegen des Virus konnten wir vieles nicht anbieten und mussten einiges neu denken“, sagt Anne Bartholome. Die Besuche einsamer und / oder alter Menschen wurden durch Anrufe aufgefangen. Es wurden Grußkarten geschrieben. Mancherorts wurden geweihte Osterkerzen und Palmzweige bis an die Haustür gebracht. Kontaktlos Menschen kontakten und den Kontakt auch halten: Das war die Meisteraufgabe. „Es entstanden auch neue Angebote“, erinnert sich Sylvia Sanow. Auch in den Reihen der CKDs wurden Mund-Nasen-Schütze genäht oder Einkaufsdienste angeboten. „Es wurde auch kooperiert“, sagt Uli Schilling, Caritas-Koordinator beim Caritasverband Brilon. „Beispielsweise sind drei Lebensmittel-Gutschein-Aktionen für die Warenkorb-Kunden gelaufen“, sagt Uli Schilling.

 

Zu den eingesetzten Ressourcen gehört auch Geld, um einzelnen oder Familien ganz konkret in ihrem Alltagsleben zu helfen. Die CKD Bigge hat den Warenkorb vor Ort mit 1.200 Euro unterstützt. Das Geld stammt aus den Sammlungen, die normalerweise  im Sommer und in der Weihnachtszeit gemacht werden. So ganz normal ist dieser Sommer leider nicht. „Wir mussten neue Wege finden“, sagt die Biggerin Bartholome. Einige Gruppen haben treue Spender per Brief angeschrieben. In Silbach wurde auf Überweisungen gesetzt, „und das sehr erfolgreich“, freut sich Anne Bartholome. Im Krisenmodus werden neue Wege gewagt und einiges ausprobiert.

 

„Wir wollen das Ehrenamt mehr maßschneidern. Also darauf schauen, was der Einzelne wirklich will“, sagt Sylvia Sanow. Anne Bartholome stimmt ein: „Es gibt jetzt auch Chancen, flexibler zu sein.“ Briefe verteilen, statt Sammlungen durchführen, zum Beispiel. „Das lässt sich schön mit der Gassi-Runde oder einem Spaziergang vereinen“, sagt die Brilonerin Sanow. Für die Verteilung der Spendenbriefe hatten sich schnell Ehrenamtliche gefunden.

 

Neben den Chancen wissen die Regionalleiterinnen auch um die Risiken, welche die Krisenzeit in sich trägt. „Bleiben unsere Helferinnen bei der Stange“, fragt Sylvia Sanow. „Auch bistumsweit kennen wir die Befürchtungen, das ganze CKD-Gruppen verschwinden“, sagt Bartholome. Im Erzbistum Paderborn gibt es aktuell 600 lokale Caritas-Konferenzen und Gruppen. Und aktuell wird überlegt, wie die ehrenamtliche Hilfe am Nächsten und die zwischenmenschlichen Momente neu organisiert werden können. „Denn nicht alles kann durch Telefonate oder Videokonferenzen ersetzt werden“, betont Sylvia Sanow: „Unsere Gemeinschaft lebt sozusagen ja auch vom Informellen, vom Schnack zwischendurch.“ Gesucht werden neue Orte und neue Wege zu helfen und sich zu begegnen. „Vielleicht können wir die Kirchen als Begegnungsorte neu nutzen, wenn die Pfarrheime noch geschlossen sind oder nicht genug Platz bieten“, überlegt Anne Bartholome. Neue Ideen und Konzepte sind willkommen, denn „Ehrenamt lebt vom Austausch.“

 

Info: Die Caritas-Konferenzen
Ehrenamt und Hauptamt sind die beiden Säulen, auf die Caritasarbeit seit jeher fußt. Viele Menschen haben sich in Gruppen zusammengeschlossen, um im Zeichen der Caritas, der Nächstenliebe, aktiv das Leben in ihrer Gemeinde zu gestalten. Im Einzugsgebiet des Caritasverbandes Brilon mit den Dekanaten Hochsauerland-Ost und Waldeck sind es über 1.150 Frauen und Männer, die sich in den CKDs und caritativen Initiativen und Projekten engagieren.

 

Ihr Engagement im Überblick:

  • Besuchsdienste zu Geburtstagen, aber auch bei Krankheit und Einsamkeit
  • Seniorenbetreuung: Besuche, gemeinsame Ausflüge, Kaffee-Nachmittage
  • Sie gestalten aktiv das Gemeindeleben und den pastoralen Raum mit, organisieren Fahrgemeinschaften zu Gottesdiensten oder Festen
  • Leisten Einzelfallhilfe für Arme, Ältere, Kranke sowie für Familien und Alleinerziehende
  • Engagement in Kleidershops, Warenkörben, Babysitter-Börsen
  • Geben Einsamen und Alleinstehenden ein Forum zum Treffen und Austauschen
  • Organisieren Fortbildungen, um das Ehrenamt zu befähigen und zu stärken.

 

Kontakt für Hilfesuchende

Menschen in Not können sich an die Caritas-Konferenzen wenden. Zentraler Ansprechpartner für alle Orte im Altkreis ist Uli Schilling (02961 971913, [email protected]). Er wird die Anfragen weitervermitteln.

 

Bild (v. l.) Sylvia Sanow (Regionalvorsitzende der Caritas-Konferenzen der Region Brilon-Marsberg), Uli Schilling (Caritas-Koordinator Caritasverband Brilon) und Anne Bartholome (Regionalvorsitzende der Caritas-Konferenzen der Region Bigge-Medebach)

 

Quelle & Foto: Caritas Brilon / Sandra Wamers

 

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