Kinder im Lastenfahrrad? Sicherheit gibt es nur mit Anschnallsystem
- Bremsversuch: Nicht angeschnallter Kinder-Dummy herausgeschleudert
- Schwerste Kopfverletzungen wären die Folge – erst recht ohne Helm
- Appell an Fahrradhändler: Sicherheit bei Beratung in den Mittelpunkt stellen
brilon-totallokal: Der Trend zum Lastenrad ist ungebrochen. Das Angebot wächst ständig, die Verkaufszahlen steigen. Studien sprechen davon, dass künftig rund 50 Prozent aller motorisierten Warentransporte in Städten per Lastenrad bewältigt werden könnten. Aber nicht nur Transport- und Lieferdienste oder Handwerker haben die Vorteile der Lastenräder erkannt, auch Familien springen auf den Trend auf. Immer häufiger zu sehen sind Eltern, die ihre Kinder nicht auf dem Fahrradsitz oder im Anhänger, sondern im Lastenrad transportieren. Die DEKRA Unfallforscher geben klare Empfehlungen in Sachen Sicherheit.
Die Vorteile des Lastenfahrrads für Eltern und Kinder liegen auf der Hand: So können meist problemlos auch zwei Kinder transportiert werden, im Unterschied zum klassischen Fahrrad-Kindersitz. Außerdem haben die Kleinen viel Platz und freie Sicht, und sie sind – anders als etwa im Anhänger – im Blickfeld der Eltern. Vieles spricht also fürs Lastenrad, wenn zugleich auf die Sicherheit geachtet wird.
In dieser Hinsicht sind die Ergebnisse einer Versuchsreihe für den aktuellen DEKRA Verkehrssicherheitsreport „Mobilität auf zwei Rädern“ eindeutig: Sicher sind Kinder im Lastenrad nur, wenn das Rad über ein Anschnallsystem verfügt – und wenn das auch benutzt wird. Denn die Bremsleistungen moderner Lastenfahrräder sind sehr überzeugend.
Im DEKRA Technology Center am Lausitzring in Brandenburg testeten die Experten die verschiedenen Szenarien mit einem Kinder-Dummy. Im einen Fall war der Dummy mit dem vom Hersteller angebotenen Anschnallsystem gesichert, im anderen Fall saß er nicht angeschnallt auf dem Sitz in der Cargo-Box. Gebremst wurde mit der fahrradeigenen Bremse aus 25 km/h.
„Der angeschnallte Dummy veränderte bei der Bremsung seine Position kaum“, so Peter Rücker, Leiter der DEKRA Unfallforschung. „Dagegen wurde der nicht angeschnallte Dummy aus der Box geschleudert und prallte mit dem Kopf auf die Fahrbahn. Schwerste Kopfverletzungen wären bei einem derartigen Unfall die Folge gewesen – erst recht ohne Helm.“
Deshalb kann die Devise aus Sicht der DEKRA Experten nur lauten: Wer Kinder im Lastenfahrrad transportiert, sollte sie unter allen Umständen anschnallen. Zum Schutz bei Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern wird auch zusätzlich ein Helm dringend empfohlen.
Der Ratschlag an die Fahrradhändler ist ebenso eindeutig: Beim Verkauf von Lastenfahrrädern muss mit dem Kunden unbedingt die geplante Nutzung besprochen werden. Falls der Transport von Kindern in Frage kommt, sollte der Händler in der Beratung eindringlich für die Anschaffung eines geeigneten Modells mit Anschnallsystem werben. „Die Bilder unseres Bremsversuchs liefern eindrückliche Argumente“, so Peter Rücker.
Der DEKRA Verkehrssicherheitsreport
Seit 2008 veröffentlicht DEKRA jährlich den Verkehrssicherheitsreport zu einem Ausschnittsthema. Der Report 2020 beschäftigt sich mit Mobilität auf zwei Rädern. Die Verkehrssicherheit im Zusammenhang mit Fahrrädern, Pedelecs, E-Scootern und Krafträdern wird dabei von den DEKRA Experten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Am Ende stehen konkrete Forderungen und Empfehlungen zu den Bereichen Technik, Infrastruktur und Faktor Mensch.
Über DEKRA Seit mehr als 90 Jahren arbeitet DEKRA für die Sicherheit: Aus dem 1925 in Berlin gegründeten Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein e.V. ist eine der weltweit führenden Expertenorganisationen geworden. Die DEKRA SE ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des DEKRA e.V. und steuert das operative Geschäft des Konzerns. Im Jahr 2019 hat DEKRA einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro erzielt. Fast 44.000 Mitarbeiter sind in rund 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten im Einsatz. Mit qualifizierten und unabhängigen Expertendienstleistungen arbeiten sie für die Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause. Das Portfolio reicht von Fahrzeugprüfungen und Gutachten über Schadenregulierung, Industrie- und Bauprüfung, Sicherheitsberatung sowie die Prüfung und Zertifizierung von Produkten und Systemen bis zu Schulungsangeboten und Zeitarbeit. Die Vision bis zum 100. Geburtstag im Jahr 2025 lautet: DEKRA wird der globale Partner für eine sichere Welt
Quelle: DEKRA e. V. Stuttgart