Antje Jäkel liebt das Sauerland und wird Sonntag zur Pfarrerin ordiniert
brilon-totallokal: Man könnte es auf eine recht simple Formel, auf einen einfachen Satz bringen: Wer im Sauerland leben und arbeiten will, muss Schützenfest lieben. Aber das ist natürlich eine grob oberflächliche Sichtweise und Beschreibung. Die Wirklichkeit ist deutlich vielschichtiger. Und dennoch: Wenn Antje Jäkel (33 Jahre) sagt: „Ich liebe Schützenfest“ – dann hat das etwas. Dann ist das eine Aussage, die auch viel über die DNA der künftigen Pfarrerin verrät. Denn die gebürtige Warsteinerin ist Sauerländerin durch und durch; eine, die immer lieber mittendrin statt nur dabei ist. Und nur für eine vergleichsweise kurze Phase, nämlich während des Studiums, war sie froh, der vermeintlichen Enge in dem Land mit seinen tausend Bergen entfliehen zu können.
„Jetzt bin ich in jedem Fall froh, wieder hier zu sein, richtig froh.“ Deshalb ist sie auch glücklich, dass am Sonntag mit der Ordination zur Pfarrerin der nächste berufliche Schritt ansteht, der ein zukünftiges Leben und Arbeiten im Sauerland zunehmend wahrscheinlicher macht. Aktuell ist Antje Jäkel Regionalpfarrerin im Probedienst in der Region 8 des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg und damit in Brilon und Medebach ebenso tätig wie in Marsberg oder Olsberg-Bestwig.
„Ich möchte in der Tat gerne hier im Sauerland bleiben. Mir gefallen die Menschen hier, mir gefällt die Landschaft. Das ist einfach meins“, sagt sie, während wieder einmal Lastwagen an Lastwagen über die Dorfstraße in Bestwig donnert und das Unterhalten schwierig macht.
Dass sie einmal Pfarrerin werden würde, stand für Antje Jäkel erstaunlich früh fest. Schon während der Konfirmandenzeit hatte sie großen Gefallen an religiösen Themen und am Leben in ihrer Evangelische Kirchengemeinde gefunden. Aber genau so intensiv war der Kontakt zu katholischen Kindern und Jugendlichen: „Die meisten meiner Freunde und Freundinnen waren ja katholisch. Von diesen Kontakten habe ich viel profitiert. So auch bei den Tagen der Begegnung im Bergkloster.“
Schon früh hat die junge Mutter, die im Oktober ihr zweites Kind erwartet, erfahren und gespürt, dass die Grenzen zwischen Katholischer und Evangelischer Kirche zumindest in ihrem Umfeld nicht ganz so scharf gezeichnet waren. Vielleicht ein Grund dafür, dass sie die Ökumene in ihrem Verantwortungsbereich nicht nur pflegen, sondern vorantreiben möchte: „Das liegt mir sehr am Herzen.“
Wie sehr sie davon überzeigt war, dass ihre berufliche Zukunft in der Kirche liegen wird, zeigt eine kleine Anekdote, die sie lachend im Schatten der Kreuzkirche in Bestwig erzählt: „Als Konfirmandin habe ich zum damaligen Pfarrer Bodo Meier gesagt: ,Irgendwann stehe ich auf Deiner Kanzel und predige‘.“
Während des Studiums in Wuppertal gab es dann aber doch noch einmal eine kurze Phase des Zweifelns. „Da war ich mir manchmal nicht mehr so sicher, ob das wirklich der richtige Beruf ist, ob ich nicht vielleicht doch etwas anderes machen soll; es war zu dem Zeitpunkt alles so theoretisch – so weit weg vom wirklichen Leben.“ Die Praktikumsphase hat sie dann „gerettet“, da war sie dann endlich wieder ganz nah an den Menschen, da konnte sie ihre großen Stärken ausspielen. Und dennoch weiß Antje Jäkel: „Vor allem im Bereich Seelsorge fehlt mir noch einiges. Davor habe ich großen Respekt. Aber das ist etwas, das man vor allem mit der nötigen Erfahrung bekommt.“
Respekt hat sie auch vor dem kommenden Sonntag („ich bin jetzt schon mächtig aufgeregt“). Natürlich sei es schade, dass die feierliche Ordination (Beginn ist um 14 Uhr in der Briloner Stadtkirche) nicht in großem Rahmen mit einer (über)vollen Kirche stattfinden könne, aber auch so freut sie sich auf diesen Tag, zumal ihre 94jährige Großmutter Ruth („ihr verdanke ich sehr viel“) mit dabei sein wird.
Die komplette Ordination wird übrigens gefilmt und kann später auf dem Youtube-Kanal der Region 8 angeschaut werden.
Bild: Antje Jäkel – Am Pfingstsonntag wird Regionalpfarrerin im Probedienst Antje Jäkel in der Briloner Stadtkirche ordiniert.
Fotocredits: Hans-Albert Limbrock
Quelle: Hans-Albert Limbrock