Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin hat Arbeitsabläufe neu strukturiert
brilon-totallokal: Brilon: Bereits seit 33 Jahren pflegt die Friedhofsgruppe der Caritas Werkstätten St. Martin den Friedhof in Brilon. Zu deren Aufgaben gehören unter anderem Erdarbeiten für Beerdigungen, Winterdienst und Grabpflege. „Mit 200 Dauergrabpflegen sind wir absolut ausgelastet“, sagt Moritz Büsing, Leiter der Gärtnergruppe. In dem Bereich wurden im Frühjahr die Arbeitsabläufe grundlegend neu gedacht und gemacht. „Denn unser Auftrag als Caritas ist, die Menschen zu befähigen, möglichst selbstständig und selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten“, betont Gartenbautechniker Moritz Büsing. Schlichte rote Ordner und ein Metallstecker haben das selbstständige Arbeiten der Beschäftigen verbessert, wie jüngst der Härtetest zu Allerheiligen bewiesen hat. 4.500 Pflanzen hatte das zehnköpfige Team in drei Tagen zum Totengedenken in die Erde gebracht.
Der dezente Metallstecker mit Flammenkreuz, dem Caritas-Logo, am Grabesrand zeigt Guido Schmidt an, dass er dort richtig ist. 200 solcher Metallstäbe sind auf dem Briloner Gottesacker auf den Gräbern verteilt. Sie weisen die Dauergrabpflegen aus, die durch die Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin erbracht werden. „Durch die Schildchen wissen wir also, dass wir uns um diese Gräber kümmern müssen“, sagt Guido Schmidt. Er arbeitet in der Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin. Vor einem Grab schlägt Guido Schmidt dann den roten Ordner auf und erklärt: „Da drin steht, was wir bei diesem Grab machen müssen. Auf den Fotos sehen wir, wie die Blumen gepflanzt werden sollen.“ Die Fotos sind wichtig, denn nicht alle Beschäftigen können so gut lesen wie Guido Schmidt. „Deshalb arbeiten wir meistens im Team“, sagt er und blättert in der Mappe. „Seitdem wir das haben, müssen wir Elmar weniger fragen.“
Elmar Schannath ist Gärtner und leitet vor Ort die Friedhofsgruppe. „Aber eher als Coach, sozusagen.“ Hauptziel ist, dass die Beschäftigten so selbstständig wie möglich arbeiten. Das fängt bereits beim Dienstantritt um 7.45 Uhr an. Die Morgenbesprechung findet in dem Container mit Büro und Pausenraum statt. „Wir besprechen zuerst den Tagesplan. Wer dann was mit wem zusammen macht und welche Arbeitsgeräte dazu gebraucht werden, all das soll die Gruppe bestmöglich selbst organisieren“, sagt Elmar Schannath. Er hilft, wenn es Fragen, Unklarheiten oder Unsicherheiten gibt. „So weit wie möglich bleiben wir aber wie Coaches am Spielfeldrand“, betont Gärtnereileiter Moritz Büsing. Es geht um Selbstbestimmung und darum, zu lernen: Wie schaffe ich mir eine Struktur, die die Arbeit besser und leichter macht? Was müssen wir für unseren Teamgeist tun?
„Wir wollen die Menschen befähigen: Wie funktioniert konkret die Arbeit auf dem Friedhof? Wie kann es in unserem sozialen Miteinander besser gelingen?“ Moritz Büsing schmunzelt: „Auch auf dem Friedhof lernen wir für das Leben.“ Den Lern- und Arbeitsort Friedhof haben Moritz Büsing und Elmar Schannath Anfang des Jahres umstrukturiert. „Um es übersichtlicher zu halten, haben wir auch reduziert“, sagt Büsing. Statt einer unbegrenzten Auswahl an Blumen und Pflanzen gibt es jetzt drei Sorten zum Winterstart: die Klassiker Stiefmütterchen und Heidekraut sowie der sogenannte Herbstzauber, ein Sortiment aus winterharten, immergrünen Stauden. Diese Kombination übersteht auch frostige Grade. „So behalten die Beschäftigten den Überblick und bei den Kunden kommt kein Frust auf, wenn nach dem ersten Raureif die Blütenpracht hinüber ist“, erklärt Elmar Schannath. Die Kunden wählen aus, was sie haben möchten. Das wird in der roten Mappe notiert und auf einem Foto festgehalten. Darüber hinaus ist darin die Grabpflege geplant: gießen, schneiden, jäten, im Frühjahr neu bepflanzen. Auf Grundlage der Grabpflege-Dokumentation erfolgt zuletzt auch die Rechnung an die Kundschaft.
Und hat der Härtetest zum Totenfest funktioniert? „Alles Neue ist natürlich eine Umstellung. Wir haben uns daran gewöhnt und mit den Fotos läuft es wirklich gut“, sagt Beschäftigter Guido Schmidt. Und die Kundschaft? „Von den 200 Kunden hatten vier Änderungswünsche. Andere haben angerufen und sich herzlich bedankt. In der Bilanz sind wir sehr zufrieden“, freuen sich die beiden Coaches.
Info: Von der Förderung zur Befähigung
Das „Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen“ – abgekürzt: das Bundesteilhabegesetz (BTHG) – ist 2016 in Kraft getreten. Hintergrund und Ziel der Gesetzesreform ist die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Zu den Neuerungen gehören mehr Selbstbestimmung und eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben. Unterstützungsleistungen werden danach individuell auf und mit den Menschen, also personenzentriert, verabredet. „Wir sind auf dem Weg von der Förderung zur Befähigung von Menschen mit Behinderungen“, sagt Moritz Büsing.
Bild oben: Arbeit neu strukturiert: Mit den roten Laufmappen und den silbernen Caritas-Schildchen arbeitet jetzt die Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin.
Fotocredits: CARITAS BRILON / SANDRA WAMERS
Quelle: CARITAS BRILON