Digitalisierungs-Training für Lehrende und 100 Online-Stipendien: DAAD fördert Projekt JOUKRAINE der Fachhochschule Südwestfalen
Charkiw/Meschede. An der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede sind seit Mitte Oktober 17 Dozentinnen von drei Hochschulen aus der Ukraine zu Besuch. Sie absolvieren im Projekt JOUKRAINE ein Training für Online-Lehre mit dem Ziel, ukrainischen Studierenden die Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen.
Beteiligt sind die Karazin National University, die Kuznets National University of Economics und die People’s Ukrainian Academy aus Charkiw. Der Deutsche Akademische Auslandsdienst – kurz DAAD – fördert das Projekt mit 180.000 Euro aus dem Programm Ukraine digital: Studienerfolg in Krisenzeiten sichern. Aus diesen Mitteln wurden zum einen zwölf Module der drei Hochschulen für den Online-Einsatz verfügbar gemacht. Zum anderen erhalten 100 ukrainische Studierende sogenannte Online-Stipendien, die ihnen die Fortsetzung oder die Aufnahme ihres Studiums erlauben.
„Charkiw ist ein Hot Spot im Ukraine-Krieg“, erklärt Projektkoordinator Prof. Ewald Mittelstädt. „Die Gebäude der drei Hochschulen sind beschädigt, und Lehrkräfte und Studierende sind teils aus der Stadt geflüchtet.“ Aus der Not heraus müssten Studierende arbeiten, um sich überhaupt ihr Leben zu finanzieren. Für das Studium bliebe oft zu wenig Geld übrig. Aus diesem Grund hat Mittelstädt gemeinsam mit der ukrainischen Kollegin Dr. Olena Mykolenko einen Förderantrag im Programm des DAAD gestellt und im August die Bewilligung erhalten. „Das Instrument der Online-Stipendien ist wirklich klasse, da hat sich der DAAD etwas Tolles ausgedacht“, findet Mittelstädt. Das Programm bewirke letztlich, dass Fachkräfte in der Ukraine blieben und für den Wiederaufbau zur Verfügung stünden.
So sieht es auch Olena Mykolenko, die als Associate Professor an der Karazin National University lehrt: „Wir versuchen, unser Bildungssystem wiederherzustellen, zu unseren Studierenden zu stehen und ihnen Möglichkeiten zu bieten.“ Auch sie nimmt am Coaching von Martin Kirchner teil, Digitalberater der Bezirksregierung Arnsberg. Sein Tätigkeitsfeld ist die Digitalisierung von Bildungsgängen an Berufskollegs. Im Projekt JOUKRAINE wird er die 17 Dozentinnen mit seinen Erfahrungen für ein anwendungs- und kompetenzorientiertes E-Learning unterstützen. Leider noch nicht dabei sind vier männliche Kollegen aus der Ukraine. Sie durften die Ukraine bislang nicht verlassen.
Mykolenko und Mittelstädt blicken für ihre Kooperation über das aktuelle Semester und die Projektlaufzeit hinaus. „Unsere Vision ist ein gemeinsamer E-Business-Studiengang mit der Möglichkeit eines Doppelabschlusses in Deutschland und der Ukraine“, so Mittelstädt. Dabei gehe es um akademischen Austausch, um den Erwerb von Sprachkompetenzen wie auch um die Internationalisierung der beteiligten Hochschulen. Die Idee dazu ist bereits älter als der Ukraine-Krieg. „Wir arbeiten bereits seit acht Jahren zusammen“, erklärt Mykolenko. „Der Krieg in der Ukraine hat uns nicht gebremst, sondern zusätzlichen Schub gegeben.“
Quelle Text + Bild: Dipl.-Kfm. Christian Klett, Fachhochschule Südwestfalen Meschede, Sachgebietsleiter Presse / Marketing
Foto: Dozentinnen aus der Ukraine mit Prof. Dr. Dr. Ewald Mittelstädt (Mitte) und Dr. Olena Mykolenko (rechts)