Sieben von zehn Deutschen vertrauen der Polizei – Große Mehrheit dafür, dass der Staat mehr Geld für innere Sicherheit ausgibt

Bevölkerungsumfrage von PwC: 74 Prozent der Deutschen vertrauen der Polizei / Vertrauen auch in der Pandemie relativ stabil  / Bevölkerung sieht in zunehmender Cyberkriminalität die größte Bedrohung – und weiß um Potenzial und Risiken digitaler Technologien

 

Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung vertraut der Polizei. Das ist eines der Kernergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland mit dem Titel „Vertrauen, Präsenz, (Digital-)Kompetenz – so sieht die deutsche Öffentlichkeit ihre Polizei“: Knapp drei Viertel der Befragten (74 Prozent) gaben an, sie hätten ein sehr hohes (17 Prozent) oder eher hohes (57 Prozent) Vertrauen in die deutsche Polizei.

Darauf wirkten sich die Coronaviruspandemie und die mit ihr verbundenen Unsicherheiten allerdings negativ aus: Insgesamt 18 Prozent der Befragten sagten, ihr Vertrauen in die Polizei habe während der Pandemie abgenommen; gewachsen ist es bei nur sieben Prozent. Demgegenüber blieb bei 75 Prozent der Studienteilnehmer:innen das Vertrauen in die Polizei während der Pandemie stabil.

Vertrauen in die Polizei entspricht generellem Sicherheitsempfinden

Ein weiteres Ergebnis lautet: Es besteht eine innerdeutsche Diskrepanz beim Vertrauen in die Polizei. So haben in den „alten“ Bundesländern (inklusive Berlin) 75 Prozent der Befragten großes oder sehr großes Vertrauen in die Polizei; in den „neuen“ Bundesländern sind es nur 65 Prozent. Dieses Ergebnis bestätigt die Erkenntnisse vergleichbarer Studien zum Vertrauen in Sicherheits- und Justizbehörden in Ost und West.

Dr. Wolfgang Zink, Partner Public Sector Consulting bei PwC Deutschland, sagt: „Das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei korrespondiert mit dem generellen Sicherheitsempfinden der Menschen in Deutschland.“ Dieses Sicherheitsgefühl sei bei einem guten Viertel der Befragten während der Corona-Pandemie gesunken, bei nur sechs Prozent habe es zugenommen. „Auch hier ist anzumerken: Am Sicherheitsempfinden der meisten Menschen – zwei Drittel der Befragten – hat die Pandemie nichts geändert.“

Eine besorgniserregende Beobachtung scheint sich dabei zu erhärten, sagt Wolfgang Zink: „In einer Vorgängerstudie im Jahr 2020 führten uns die Befragungsergebnisse dazu, eine ‚Erwartungslücke‘ anzunehmen: Nämlich, dass die Menschen vermuten, dass die Polizei mehr kann und darf, als es in der Realität der Fall ist. In der aktuellen Befragung antworten nun 52 Prozent, dass die Polizei aus ihrer Sicht nicht so gut ausgerüstet ist, dass sie ihren Auftrag erfüllen kann.“

Fast 9 von 10 finden, der Staat solle mehr in innere Sicherheit investieren

Gespalten ist die Bevölkerung allerdings bei der Frage, ob die Polizeipräsenz im Alltag angemessen ist: 47 Prozent der Befragten halten sie für zu gering, für ebenfalls 47 Prozent ist sie ausreichend. Als zu groß empfinden sie lediglich sechs Prozent. Ähnlich uneinig sind sich die Befragten mit Blick auf die Ausstattung der Polizei: 48 Prozent halten diese im Großen und Ganzen für angemessen, 52 Prozent meinen, dass die Ausstattung der Polizei insgesamt nicht ausreicht. Bemerkenswert ist: Die Menschen wünschen sich mehr Mittel für die Polizei, nicht weniger Befugnisse und eine stärkere Digitalisierung.

Kaum umstritten ist demgegenüber die Frage nach der finanziellen Ausstattung der Polizei: Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) wünschen sich, dass der Staat mehr Geld für innere Sicherheit ausgibt. Der russische Überfall auf die Ukraine spielt bei dieser Haltung eine wichtige Rolle. Denn 40 Prozent begründen ihren Wunsch nach mehr Mitteln für die Polizei mit der veränderten Sicherheitslage.

Hinsichtlich der Befugnisse sehen 43 Prozent schon heute ein richtiges Maß. 39 Prozent wünschen sich dagegen mehr Befugnisse für die Polizei. Insgesamt ist demnach eine klare Mehrheit (82 Prozent) dafür, die Befugnisse der Polizei nicht zu schmälern.

Ähnlich groß (84 Prozent) ist der Anteil derer, die sich wünschen, dass die Polizei mehr digitale Kompetenzen für digitale Technologien erhält. Prof. Dr. Rainer Bernnat, Senior Partner und Industry Leader Public Sector bei PwC/Strategy& Deutschland, kommentiert: „Digitale und integrierte Sicherheitslösungen müssen eine größere Rolle spielen, wenn es darum geht, Straftaten zu verfolgen und vor allem zu verhindern. Künstliche Intelligenz erlaubt es der Polizei beispielsweise, in kürzester Zeit große Mengen an Daten auszuwerten – und damit Ermittlungen zu beschleunigen und zu verbessern.“

Polizei beim Kampf gegen Cyberkriminalität schlecht aufgestellt

Zum Bedürfnis nach digital kompetenteren Sicherheitsbehörden passt, dass 83 Prozent damit rechnen, dass die Cyberkriminalität in den kommenden Jahren zunehmen wird – sie hat aus Sicht der Bevölkerung das größte Gefahrenpotenzial. Jeweils eine Mehrheit der Befragten erwartet ebenfalls, dass es mehr organisierte Kriminalität (71 Prozent) und Diebstähle (55 Prozent) geben wird.

Gerade im Kampf gegen Cyberkriminalität sei die deutsche Polizei schlecht aufgestellt, betonen die Studienautor:innen: Aufgrund der föderalen Strukturen fehlen übergeordnete Stellen, die Ermittlungen koordinieren können. Schwierig gestaltet sich auch die Suche nach Fachkräften, denn hier konkurriert die Polizei mit dem privaten Sektor um die besten Nachwuchskräfte. „Die deutsche Polizei benötigt dringend ein Attraktivitätsprogramm mit modernen Laufbahnkonzepten und einer imagefördernden Kommunikation. Nur so kann sie sich in der Öffentlichkeit als attraktiver und zukunftsträchtiger Arbeitgeber positionieren und im Konkurrenzkampf um Talente bestehen“, sagt PwC-Experte Rainer Bernnat.

Bevölkerung sieht Potenzial digitaler Technologien – aber auch Risiken

Auch die Bevölkerung sieht das Potenzial digitaler Technologien, um ihr Leben sicherer zu gestalten: So fühlen sich beispielsweise jeweils mehr als zwei Drittel der Befragten sicherer, wenn die Polizei elektronische Fußfesseln (70 Prozent) und Bodycams (67 Prozent) einsetzt, um Straftaten zu verhindern. Auch wenn es darum geht, Straftaten aufzuklären, erhöhen diese Technologien das Sicherheitsgefühl der Befragten (Bodycams: 70 Prozent, Fußfesseln: 69 Prozent). Und etwas mehr als die Hälfte der Befragten fühlen sich sicherer, wenn die Polizei Quellen-Telekommunikationsüberwachung einsetzt, um Straftaten zu verhindern.

Zugleich sehen die Befragten auch mögliche mit dem Technologieeinsatz verbundene Risiken: So befürchten 39 Prozent, dass ihre Freiheit durch heimliche polizeiliche Zugriffe auf Computerfestplatten beeinträchtigt werden könnte, 38 Prozent sehen dieses Risiko bei der Vorratsdatenspeicherung.

Wolfang Zink von PwC sagt: „Insbesondere der digitale Raum bringt neuartige Bedrohungen mit sich. Hier muss die Polizei Schritt halten können. Diesen dynamischen Herausforderungen werden detaillierte Planungs- und Umsetzungsspezifikationen häufig jedoch nicht gerecht.“ Und er ergänzt: „Sinnvoller wären beispielsweise funktionale Ausschreibungen, bei denen Dienstleister auf bestimmte Ziele verpflichtet werden, den Weg dorthin – in Abstimmung mit den Auftraggebern – aber flexibler als bisher gestalten können.“

 

Quelle: Martin Krause, PwC Communications
Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell

Fotocredit: AdobeStock 292016396

 

 

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