Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
„Wie immer, bitte!“ – diesen Wunsch kennen wir alle allzu gut und häufig benutzen wir ihn auch selbst; am Kiosk, beim Frisör, beim Lieblingsgastronom, …
„Wie immer, bitte!“ – das ist Ausdruck von Vertrautheit, Verlässlichkeit, Gewöhnlichkeit, von festen Fundamenten, Beziehungen und Abläufen.
„Wie immer, bitte!“ – Wie bitte?
Die Erfahrungen der jüngsten Zeit und insbesondere des zu Ende gehenden Jahres sprechen eine ganz andere Sprache: nichts scheint wie immer, alles ist in Bewegung, wir werden konfrontiert mit Veränderungen und Ereignissen, die wir nie erahnt oder längst überwunden geglaubt hatten. Nichts scheint mehr wie immer und der Wunsch nach „ein bisschen Normalität“ wird immer wieder neu überlagert durch die offene Frage, wie „eine neue Normalität“ wohl aussehen könnte.
Und doch war im Jahr 2022 wieder Vieles von dem möglich, was eine Gesellschaft braucht. Feste konnten gefeiert, Jubiläen nachgeholt oder begangen, Veranstaltungen durchgeführt und Einschränkungen abgelegt werden. Kurzum: Das Miteinander war wieder möglich in einer Zeit der Unsicherheiten, in der es besonders gebraucht wird und trägt.
Wenn wir den Advent und die Weihnachtszeit als eine Zeit des Zusammenrückens, der Familiarität und des Miteinanders verstehen, dann lässt sich sagen, dass eine adventliche Gesinnung das Gebot der Stunde ist. Gemeinsam ist es unsere Aufgabe, die Hürden dieser Zeit zu nehmen. Dazu braucht es Gemeinsinn, Zuversicht und Geduld – gleichfalls adventliche Tugenden. Der Advent ist eine Zeit des Wartens, des aktiven Hoffens auf ein Geschenk, auf einen guten Ausgang; geduldig abwarten, bis die Zeit reif ist und dann handeln. Wenn das gelingt, tritt auch in schwierigen Zeiten die Wertigkeit des Augenblicks wieder hervor und die Zukunft ist nicht schon erdacht, wenn die Gegenwart noch nicht gelebt ist.
Ein ganz herzliches „Dankeschön!“ sage ich allen in Stadt und Dörfern, die sich in diesem Jahr für das Gemeinwohl in den Dienst haben nehmen lassen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest. Ein besonderer Gruß geht in diesem Jahr an die Menschen aus der Ukraine, die bei uns Zuflucht gefunden haben und all die, die ihnen dabei hilfreich zur Seite stehen. Das Geschehen in der Ukraine erzeugt eine Verhältnismäßigkeit zum eigenen Erleben, die wir zuvor nicht kannten und die zu Demut und Langmut mahnt.
Herzliche Grüße
Ihr Bürgermeister
Dr. Christof Bartsch