Peter Liese: Atomausstieg ist richtig, aber der Zeitpunkt ist falsch

Peter Liese: Zeitpunkt des deutschen Atomausstiegs erhöht die Strompreise und stößt bei europäischen Nachbarn auf massives Unverständnis

„Der Ausstieg aus der Kernenergie ist nach meiner Überzeugung nach wie vor richtig, aber der Zeitpunkt ist falsch“, dies erklärte der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete und umweltpolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. Peter Liese. „Der Ausstieg aus der Kernenergie erhöht die Strompreise, weil wir leider noch nicht genügend Kapazitäten bei den erneuerbaren Energien haben. Strom ist aber der Energieträger, der uns von Russland und anderen problematischen Staaten unabhängig macht und der für den Wandel zur Klimaneutralität unverzichtbar ist.

Hohe Strompreise schrecken die Menschen davon ab, umweltfreundlichere Heizungsanlagen, wie Wärmepumpen, oder umweltfreundlichere Autos, wie Elektroautos, zu kaufen.

Bei unseren europäischen Nachbarn herrscht großes Unverständnis über den Zeitpunkt des deutschen Ausstiegs. So beschwert sich zum Beispiel meine zuständige niederländische Kollegin massiv darüber, dass wir von den Niederlanden erwarten, die Erdgasgewinnung unter sehr problematischen Bedingungen weiterzuführen. In der Gegend in Groningen gibt es seit vielen Jahren Erdbeben und man hatte eigentlich beschlossen, die Erdgasgewinnung zu stoppen. Nur wegen des russischen Angriffskrieges und der Notwendigkeit, russisches Gas zu ersetzen, wird hier wieder vermehrt Erdgas gewonnen.

Wenn wir zum gleichen Zeitpunkt aus der Kernenergie aussteigen, nutzen wir die Solidarität andere Europäer, aber sind selber nicht solidarisch.

Dass Wirtschafts- und Klimaminister Habeck die ukrainischen Kernkraftwerke als sicher bezeichnet, wir aber in Deutschland zum gleichen Zeitpunkt aussteigen, ist absurd. Mindestens bis zum nächsten Frühjahr müssen die deutschen Kernkraftwerke weiterlaufen. Wir wissen nicht, wie sich die Weltmärkte für Gas in den nächsten Monaten entwickeln. Insbesondere, wenn in China die Wirtschaft wieder anspringt, kann Gas noch mal knapp werden. Deswegen sollten wir auf keinen Fall darauf setzen, Gas zur Stromerzeugung in den nächsten zwölf Monaten einzusetzen“, erklärte Liese.

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Quelle: Dieter Berger, Europabüro für Südwestfalen und das Hochstift, 59872 Meschede
Fotocredit: Peter Liese / AdobeStock 347487961 / Brisystem

 

 

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