Zumutbar – Kommentar von Karl Schlieker zur Nato-Übung Air Defender
Die Luftwaffenübung „Air Defender“ ist eine Demonstration der eigenen Stärke des Westens. Gleichzeitig ist das größte Manöver der Nachkriegsgeschichte im deutschen Luftraum eine Art Selbstvergewisserung, dass die Nato und befreundete Staaten im militärischen Ernstfall reaktionsfähig sind. Immerhin sind daran 25 Nationen und 10.000 Soldaten und Soldatinnen mit 250 Flugzeugen beteiligt. Die nach der russischen Annektierung der ukrainischen Krim – und damit deutlich vor Moskaus Angriffskrieg – geplante Luftwaffenübung ist defensiv ausgerichtet und nicht Teil einer militärischen Vorwärtsstrategie, wie von manchen behauptet wird.
Vom 12. bis zum 23. Juni wird simuliert, wie Deutschland bei einem Angriff von außen unterstützt werden kann.
Zu den Szenarien gehört die Verteidigung von Städten, Flug- und Seehäfen sowie die Rückeroberung besetzter deutscher Gebiete. Lange Zeit galt das Ausrufen des Nato-Bündnisfalls nach Artikel 5 als eher theoretische Möglichkeit, aber seit dem russischen Angriffskrieg gibt es keine Gewissheiten mehr. Für die zehn Tage des Manövers müssen deshalb mögliche Einschränkungen des zivilen Luftverkehrs wohl oder übel hingenommen werden. Verspätungen am Flughafen Frankfurt sind realistisch gesehen wahrscheinlich, denn für einige Stunden wird der Luftraum in den Manöverregionen im Süden, Osten und Norden Deutschlands komplett gesperrt. Auch wenn Hessen davon nicht direkt betroffen ist, müssen an- und abfliegende Jets umgeleitet werden und werden nicht pünktlich ihr Ziel erreichen. Die Übung endet aber vor den Sommerferien und die Flüge finden nicht nachts und am Wochenende statt. Das Manöver erscheint vor diesem Hintergrund als zumutbare Zumutung.
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Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz, Zentraler Newsdesk
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