Gesunde Kühe sind die Voraussetzung für eine nachhaltige Milchproduktion. Warum gesunde Kühe den entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Lebensmittelerzeugung leisten
Die niedersächsische Milchwirtschaft mit ihren etwa 7.800 Milcherzeugern sowie ihren Molkereien will nachhaltiger werden und die Milch soll klimaschonender erzeugt werden. Mit welchen Strategien dieses Ziel erreicht werden kann, zeigt ein Besuch bei mehreren landwirtschaftlichen Betrieben.
Sensor misst das aktuelle Wohlergehen jeder Kuh in Echtzeit
Milchviehhalter Ulrich Westrup aus Bissendorf im Landkreis Osnabrück bringt seine Betriebsstrategie auf den Punkt: „Unser Hauptziel ist, dass es unseren Kühen gut geht und sie sich wohl fühlen.“ Er nutzt hierfür gemeinsam mit seinem Team die wachsenden Möglichkeiten der Digitalisierung. „Wie wohl sich jede Kuh gerade fühlt, können wir mit der Sensortechnik in Echtzeit messen.“ Jede Kuh auf seinem Betrieb trägt hierfür im Ohr einen Sensor und überträgt neben der Ohrtemperatur auch Daten zur Bewegungsaktivität sowie zur Wiederkau- und Fresszeit. Diese Daten sehen Westrup und seine Mitarbeiter direkt auf ihren Smartphones.
Der Vorteil: „Wir erkennen gesundheitliche Probleme schon sehr früh, bevor die Symptome offensichtlich werden. Dadurch können wir der Kuh sofort helfen und meistens sogar einen Medikamenteneinsatz ganz vermeiden“, berichtet Ulrich Westrup.
Die hohe Priorität des gesundheitlichen Wohlergehens der Kuh bestätigt auch Gerd Horsink, Milchviehhalter aus Esche in der Grafschaft Bentheim. Entscheidend sei aber, auch die Zeit zu haben, um sich bei Bedarf wirklich um die einzelne Kuh kümmern zu können. Sein Lösungsweg: „Wir haben sehr viel digitalisiert und gleichzeitig Routinearbeiten automatisiert. Dadurch haben wir die Zeit gewonnen, die wir brauchen, um näher an den Kühen dran zu sein und so für eine gute Herdengesundheit sorgen zu können.“
Welches Interesse haben Landwirte, nachhaltiger und klimaschonender zu wirtschaften?
Gerd Horsink stellt hier die Verbindung zur guten Herdengesundheit her: „Gesunde Kühe brauchen keine Medikamente, geben gute Milch und leben viel länger.“ Bedenken muss man dabei, dass eine Kuh als Kalb und Jungtier erst einmal gut zwei Jahre lang aufgezogen werden muss, bevor sie das erste Mal Milch gibt. Auch in dieser Zeit benötigt sie täglich gutes Futter. Daran sieht man schnell, dass eine längere Lebenszeit mit gesünderen Kühen auch aus Nachhaltigkeitsaspekten positiv ist.
Ein wichtiger Faktor, der dafür sorgt, dass es der Kuh im Stall und auf der Weide gut geht, ist auch die Qualität des Futters. Frank Cordes, Milchviehhalter aus Reeßum im Landkreis Rotenburg/Wümme: „Wir betreiben bewusst viel Aufwand bei der Erzeugung unseres Grundfutters aus Gras und Mais, das wir auf unserem eigenen Grünland und auf unseren Ackerflächen ernten.“ Neben der Gesundheit der Tiere hat das Grünland eine weitere wichtige Funktion: Im Gras einschließlich seiner Wurzeln werden große Menge an CO2 gebunden, wodurch das Grünland zu einem wertvollen natürlichen Speicher wird.
Hofeigene Biogasanlage senkt Methanausstoß und CO2-Fussabdruck
Die anfallende Gülle und Futter minderwertiger Qualität werden in der hofeigenen Biogasanlage verwertet. Das handhaben ebenso wie Frank Cordes auch Gert Horsink und Ulrich Westrup so. Dadurch kommen alle drei Betriebe dem Ideal der Kreislaufwirtschaft deutlich näher, denn aus den Reststoffen wird so Wärme und Strom erzeugt. Diese gewonnene Energie wird zum Teil wieder im eigenen Betrieb eingesetzt; überschüssige Wärme und Energie gehen an umliegende Haushalte. Das übrigbleibende Gärsubstrat wird wieder als Dünger auf den landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht.
Ein wichtiger Faktor bei der Verwertung der Gülle in der Biogasanlage ist auch die Reduzierung des Methanausstoßes in die Umwelt. Denn das in der Gülle enthaltene Methan wird in der Biogasanlage aufgefangen und gelangt dadurch nicht in die Atmosphäre. Die drei Betriebe verringern somit gleichzeitig ihren CO2-Fussabdruck deutlich.
Besonders erfolgreich umgesetzt hat dies Ulrich Westrup mit seiner Betriebsgemeinschaft: In der gesamten Erzeugungskette der Milch von der Grundfuttergewinnung über die Haltung und Fütterung und dem Melken bis zur Lieferung an die Molkerei kommt der Betrieb auf einen im Branchenvergleich sehr geringen CO2-Fußabdruck, der ca. 40 Prozent geringer ausfällt als der bundesweite Vergleichswert.
Mehr als die Hälfte der Betriebe kennt den eigenen CO2-Fussabdruck
Nur wenn die Höfe ihren eigenen CO2-Fußabdruck kennen, können sie auch an dessen Optimierung arbeiten. Die niedersächsische Milchwirtschaft hat hierfür 2022 gemeinsam mit den Molkereien die Klimaplattform Milch gestartet, auf der Milcherzeuger online ihre betriebliche Klimabilanz ermitteln können. Damit nimmt Niedersachsen bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Bereits im ersten Jahr haben mehr als die Hälfte der niedersächsischen Milcherzeuger diesen Check durchgeführt. Sie sind also bereits klimabilanziert. Dadurch können sie erkennen, in welchen Betriebsbereichen sie die Treibhausgas-Emissionen weiter reduzieren können, um so ihren Fußabdruck zu verbessern.
Jan Heusmann, Vorstand der Fokus Milch GmbH, freut sich über den aktuellen Status, will aber noch weiter vorankommen: „Wir wollen die Milchbetriebe immer wieder und weiter für das Thema Klimaschutz sensibilisieren sowie eine bundeseinheitliche Bilanzierung entwickeln. So können wir gemeinsam an der Senkung unserer Emissionen arbeiten und damit einen aktiven Beitrag zum Erreichen der Klimaschutz-Ziele in Niedersachsen leisten.“
Der Milchlandpreis: Erfolge der Milchwirtschaft im Fokus der Öffentlichkeit
Das große Engagement der niedersächsischen Milcherzeugerbetriebe, kontinuierlich in die Nachhaltigkeit ihrer Betriebe zu investieren und dabei die Aspekte des Umweltschutzes, des Tierwohls und der Kreislaufwirtschaft zu berücksichtigen, wird seit 2001 mit dem Milchlandpreis der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. ausgezeichnet. Die Ehrung eines Betriebes jedes Jahr mit der „Goldenen Olga“, einer lebensgroßen goldenen Kuh-Statue, ist ein starkes Signal an die Branche und die Öffentlichkeit, um weitere Betriebe zu motivieren und nachhaltig produzierte Lebensmittel aus der Region zu fördern.
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Quelle: GMC Marketing GmbH
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