Berliner Morgenpost: Putin verklärt seinen Krieg – Kommentar von Michael Backfisch über die Parade in Moskau
Der russische „Tag des Sieges“ 79 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde zur großen Patriotismus-Show. Die Parade in Moskau mit 9000 Soldaten, Raketen und Panzern war pompös und sollte den Glanz der Weltmacht Russland unterstreichen. Präsident Putin nutzte den Tag zur Verbreitung seiner zentralen Propagandabotschaft: Wie damals die Sowjetunion kämpfe Russland heute gegen den Feind im Westen. Wie damals im „Großen Vaterländischen Krieg“ triumphiere Russland heute gegen die Ukraine und ihre Unterstützer aus den Nato-Ländern. Putin instrumentalisiert den Mythos vom unbeugsamen Widerstandswillen und der Opferbereitschaft Russlands für seine Zwecke.
Der Stolz auf den Sieg gegen Hitler ist Teil der russischen DNA. 27 Millionen Menschen verloren in der Abwehrschlacht ihr Leben. Der Kremlchef betreibt jedoch Geschichtsklitterung, wenn er Hitlers Überfall auf die Sowjetunion mit dem Ukraine-Krieg vergleicht. Die ukrainischen Truppen sind für ihn die „Neonazis von heute“. Der Westen, der Kiew mit Waffen unterstützt, wird so zum „Helfershelfer“ der „Neonazis“. Alles Übel für Russland gehe auf eine große Verschwörung des Westens zurück, lautet das Narrativ des Ex-KGB-Offiziers.Putin weiß zwar, dass eine große Mehrheit der Bürger nach wie vor hinter dem Ukraine-Krieg steht. Aber immer mehr Russen fragen sich, wie lange der Krieg noch dauert.
Der Präsident appelliert daher an den Durchhaltewillen seiner Landsleute. Er hat sein Land auf einen langen Waffengang eingeschworen, den er zu einem zweiten „Großen Vaterländischen Krieg“ verklärt. Aus seiner Sicht hat Putin nur zwei Optionen: Sieg oder Diktatfrieden.
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Quelle: BERLINER MORGENPOST, Redaktion
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