Neues vom Briloner Friedhof: Die Bestattungskultur befindet sich in Wandel – Gewünscht wird immer öfters …

Traditionelles Friedhofstreffen zwischen Caritas, Kirchen und Kommune – Im sanften Bogen zum Baumurnengrab

Brilon. Die Bestattungskultur befindet sich in Wandel: Gewünscht wird immer öfters die Urne statt des Sarges. Als letzte Ruhestätte nimmt die Naturnähe zu, wie auch die Nachfrage nach einem Platz auf dem Baumurnen-Areal auf dem Briloner Friedhof zeigt. Dort spiegelt sich der allgemeine Trend, wie in Deutschland die sogenannte letzte Reise gestaltet wird. Dennoch besitzt der Briloner Gottesacker ein Alleinstellungsmerkmal: Der Briloner Friedhof ist zugleich ein sehr lebendiger Bildungsort, und zwar bereits seit 36 Jahren.

Seit 36 Jahren pflegt die Friedhofsgruppe der Caritas Werkstätten St. Martin den Friedhof in Brilon, der in Trägerschaft der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden sowie der Stadt liegt.

„Aber es geht nicht nur um die Hege und Pflege der Anlage“, betonte Moritz Büsing, Leiter der Gärtnergruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin, auf dem jährlich stattfindenden Friedhofsfrühstück, das dem Austausch der Verantwortungsträger und der Friedhofsgruppe dient. „In kleinen Schritten mit vielen Möglichkeiten können Menschen mit Behinderungen ihre Fähigkeiten entdecken, Neues erlernen und Selbstsicherheit gewinnen, auch um den Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt zu wagen“, sagte Moritz Büsing. Seit 36 Jahren ermöglicht der Einsatz auf dem Gräberfeld die Teilhabe am Arbeitsleben, was zu dem gesetzlichen Auftrag der Caritas-Werkstätten gehört. Aktuell absolvieren vier Beschäftigte aus der Friedhofsgruppe ein Praktikum bei Unternehmen in der freien Wirtschaft.

„Wir schauen, wem welche Arbeit liegt“, sagte Dominik Schurig, Leiter der Friedhofsgruppe. Die Arbeiten sind facettenreich. Auch die Vorbereitungen für die Beisetzungen gehören dazu. Insgesamt 159 Bestattungen wurden in 2023 (172 in 2022) durchgeführt, davon 98 katholische, 58 evangelische und 3 konfessionslose. Diese verteilen sich wiederum auf 38 Erdbestattungen, 3 Kindergräber, 63 Urnengräber, 33 Plätze in der Urnenwand und 43 Baumurnengräber. In 2023 hat das Friedhofs-Team 101 Grabeinebnungen durchgeführt – genauso viele wie im Jahr zuvor.

Pflegeleicht, wasserdurchlässig, geeignet für Rollstuhl und Rollator

Ein konkretes Bild von den Arbeiten auf der Anlage machten sich unter anderem Pfarrerin Antje Jäkel, Propst Dr. Reinhard Richter, Bürgermeister Dr. Christof Bartsch und Caritas-Vorstand Heinz-Georg Eirund bei dem von Sebastian Emde und Daniel Kriegel geführten Rundgang. Erklärt wurde beispielsweise die Organisation und Durchführung der rund 200 Dauergrabpflegen, die anhand von Schaubildern und eingängig formulierten Angaben zur Bepflanzung in Eigenregie von den Werkstattbeschäftigten ausgeführt werden. Auch die neue wie neuartige Wegeführung wurde beäugt, die in sanften Bögen vom jüngsten Baumurnengrab hangabwärts läuft. Der oberste Bereich ist mit Sommerblumen eingesät; weiter unten hat das Team eine sogenannte „wassergebundene Wegedecke“ angelegt. Pflegeleicht, wasserdurchlässig, geeignet für Rollstuhl und Rollator: „Die wasserdurchlässige Deckschicht des neuen Weges wird einmal pro Woche gelockert, um Aufwuchs entgegenzuwirken. Im Winter wird der Weg nicht geschoben, sondern mit Splitt abgestumpft. Mit dem Tauen legt sich der Splitt nachhaltig in die Deckschicht“, erklärte Moritz Büsing. „Im Gegensatz zum geteerten und versiegelten Teerweg bricht beim Schotterweg auch die Decke nicht mehr auf.“ Der Blick auf Naturnähe und Regionalität setzt sich bei der Baumurnengrablege fort. „Für die Grabplatten haben wir einen Steinbruch in Bad Karlshafen gefunden, von dem wir den Sandstein beziehen“, sagte Moritz Büsing.

Grillen auf dem Friedhof

Zum Friedhofsfrühstück wurde gegrillt. Auch das ist neu: Auf dem Friedhof wird gegrillt, auch gekocht. „Wir erarbeiten mit den Beschäftigten auch ganz lebenspraktische Dinge für den Alltag, wozu etwa gut und günstig einkaufen, zubereiten und kochen gehört“, betonte Gruppenleiter Dominik Schurig. Auf den neuen Katalog von 80 begleitenden Angeboten der Caritas-Werkstätten St. Martin verwies Engelbert Kraft, Geschäftsführer Teilhabe Arbeit und Bildung: „Kochen, Kreatives, Sport neben Berufsqualifizierung umfasst das Angebot, bei denen sich alle Mitarbeiter gerne auch mit eigenen Hobbys einbringen können. Wir reduzieren in den Werkstätten die Arbeit nicht nur auf die Tätigkeit, sondern wollen den Menschen das Bestmögliche für ein gelingendes Leben geben.“ Dabei können sich Arbeit und Freizeit durchaus ergänzen: Auf dem Friedhof, einer öffentlichen Fläche, bringen die Beschäftigen Geräte zum Einsatz, für die der Gesetzgeber einen Führerschein vorschreibt. „Wer den kleinen Treckerführerschein besitzt, darf Roller fahren, was mehr Mobilität und Unabhängigkeit im Privaten ermöglicht und deswegen zusätzliche Fahrdienste erübrigt“, betonte Moritz Büsing.

Neue Lagerräume in Form von Container-Modulen

Stichwort Fuhrpark: Die in die Jahre gekommene Remise für Geräte und Vehikel der Friedhofsgruppe wird im Winter durch neue Lagerräume in Form von Container-Modulen ersetzt. An eine weitere ausstehende Neuerung erinnerte Bürgermeister Bartsch, und zwar an den geplanten Windschutz an der Kapelle. Bürgermeister Bartsch und die Vertreter der Kirchen nutzten das Treffen, um dem Team ihren Dank auszusprechen. „Mitsorge, Fürsorge, Seelsorge ist Caritas. Sie helfen hier Menschen, die dem Tod begegnen, und schenken ihnen Hoffnung“, sagte Propst Dr. Richter.

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Quelle: Sandra Wamers, Interne | Externe Kommunikation, Marketing, Caritasverband Brilon e.V.

Bild: Rundgang, Daniel Kriegel (links) erklärte beim Gang über das Gräberfeld, wie die Friedhofsgruppe der Caritas-Werkstätten St. Martin ihre Arbeitsabläufe organisiert. Beauftrage Grabpflegen werden beispielsweise anhand von Schaubildern und eingängig formulierten Angaben zur Bepflanzung in Eigenregie von den Werkstattbeschäftigten ausgeführt.

Friedhof daniel kriegel links 1

Fotos: Caritas Brilon, Sandra Wamers

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