Industrie- und Handelskammer Arnsberg schlägt Alarm – Zahlreiche Unternehmen haben Probleme mit ihrer Nachfolge – Besonders alarmierend ist …
Arnsberg: Die Industrie- und Handelskammern Arnsberg und Siegen schlagen Alarm: Zahlreiche Unternehmen in Südwestfalen stehen vor erheblichen Herausforderungen bei der Regelung ihrer Nachfolge. Dies ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter 764 kleinen und mittleren Unternehmen in der Region.
Im IHK-Bezirk Arnsberg sind etwa 20.500 Familienunternehmen aktiv, im IHK-Bezirk Siegen sind es circa 13.500. Jeweils etwas mehr als 50 Prozent dieser Unternehmen werden von Inhabern geführt, die das 55. Lebensjahr überschritten haben, müssen also demnächst das Thema Unternehmensnachfolge anpacken. „Von diesen Veränderungen sind im IHK-Bezirk Arnsberg 49.500 Beschäftigte und im IHK-Bezirk Siegen 43.000 Beschäftigte betroffen“, fassen Teamleiter Unternehmensförderung André Berude (IHK Arnsberg) und Geschäftsführerin Sabine Bechheim (IHK Siegen) die Ergebnisse einer Untersuchung von Prof. Dr. Frank Wallau zusammen, die gemeinsam mit der eigenen Umfrage ein besorgniserregendes Schlaglicht auf die Situation in Südwestfalen wirft.
Laut der Umfrage hat über ein Viertel der befragten Unternehmensinhaber über 60 Jahre noch keinen Nachfolgeplan.
Während nur sechs Prozent der älteren Unternehmer bereits eine Übergabe vollzogen haben, plant knapp ein Drittel eine Nachfolgeregelung in den nächsten drei bis fünf Jahren. Die Umfrage verdeutlicht, dass der Fachkräftemangel längst die Führungsebenen erreicht hat. In Familienunternehmen, die traditionell einen Großteil der regionalen Wirtschaft ausmachen, gestaltet sich die Nachfolge zunehmend schwierig. Nur etwa 20 Prozent der Befragten planen eine familieninterne Übergabe. Viele Unternehmen müssen daher auf externe Nachfolger oder Mitarbeiter aus dem eigenen Betrieb zurückgreifen, was sich jedoch oft als herausfordernd erweist.
Besonders alarmierend: Fast 43 Prozent der Befragten haben sich bisher noch gar nicht mit dem Thema auseinandergesetzt. Dies birgt erhebliche Risiken, nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern auch für die regionale Wirtschaftskraft in Südwestfalen. „Unsere Ergebnisse sind ein deutlicher Weckruf. Sie zeigen, dass der Handlungsdruck für viele Unternehmen enorm ist“, sagt André Berude. Sabine Bechheim ergänzt: „Ohne rechtzeitige Planung droht eine wirtschaftliche Lücke, die andernfalls Arbeitsplätze und regionale Innovationskraft kosten könnte. Gleichzeitig müssen die Hürden für die Nachfolge reduziert werden. Die überbordende Bürokratie motiviert potenzielle Nachfolger nicht gerade zum Unternehmertum.“
Ein weiteres Problem, das die IHKs identifizieren, ist die fehlende Vorsorge für unerwartete Ereignisse. Ein Drittel der befragten Unternehmer hat keine Regelungen wie Testamente oder Vorsorgevollmachten getroffen. Dadurch droht bei unvorhergesehenen Ausfällen eine Handlungsunfähigkeit der Betriebe. Ebenso fehlen in vielen Fällen betriebliche Vertretungsregelungen wie Prokura, was den Fortbestand des Unternehmens gefährden kann.
Um den Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen, bieten die IHKs Arnsberg und Siegen verschiedene Beratungs- und Informationsangebote an. Dazu zählen regelmäßige „Nachfolge-Sprechstunden“ und Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen und Finanzierungsfragen. Zudem soll die Bekanntheit digitaler Plattformen wie der nexxt-change-Börse erhöht werden, um potenzielle Nachfolger und Investoren zu vernetzen.
Kontakt für Fragen zur Nachfolge:
– IHK Siegen: Gina Schröder (0271 3302-223, [email protected])
– IHK Arnsberg: Michael Rammrath (02931 878-172, [email protected])
_______________________
Quelle: Industrie- und Handelskammer Arnsberg Hellweg-Sauerland
Fotocredits: Adobe 626451806 / Brisystem