Ein Höhepunkt von vielen während der Geburtstagswoche der internationalen Freundschaft: Festakt im Bürgerzentrum – Erneuerung des Partnerschaftsversprechens zwischen Hesdin und Brilon
brilon-totallokal: Küsschen rechts Küsschen links, lebhaftes Miteinander, strahlende Gesichter, keiner war dem anderen fremd, so mein Eindruck beim Betreten des Bürgerzentrums am 3.Oktober. Eine Atmosphäre der Freundschaft und Fröhlichkeit durchzog das fast überfüllte Entree. Wer denn nun aus Frankreich, Belgien oder Deutschland kam, konnte man nicht ausmachen, und es spielte offensichtlich keine Rolle. Die Menschen verstanden und mochten sich. Viel dazu beigetragen hat vermutlich auch der gesellige Abend in Brockmanns Hütte am Vortag, der sich bis nach Mitternacht hingezogen hatte. Der absolute Hingucker waren die Rosenkönigin aus Buckow und die Waldfee aus Brilon in ihren prächtigen Gewändern. Auch der Tag der deutschen Einheit feierte Jubiläum.
Grenzen überwinden auf der Ebene der Begegnung, das wurde vor 50 Jahren von den damaligen Bürgermeistern der Städte Hesdin und Brilon mit einem Partnerschaftsvertrag auf den Weg gebracht. Damals war es oft noch nicht so leicht, als Deutscher in Frankreich, Belgien und den Niederlanden unterwegs zu sein. Zu tief war der Hass auf die Unterdrücker, die Mörder, die Boches noch im kollektiven Gedächtnis verankert. „Es hat viel Mutes und eines starken Willens bedurft, um den Hass und die Ressentiments zu überwinden. Einer Handvoll Männern und Frauen in zahlreichen Gemeinden ist es gelungen, den feindlich gesonnenen und Widerstrebenden klar zu machen, dass Kennenlernen und gegenseitige Besuche dem Aufbau einer friedlichen Welt für die kommenden Generationen dienlich sind“, sagte Jaques Froissart, der Präsident der „Freunde von Brilon“ in seiner Ansprache anlässlich des Festaktes zur „Erneuerung des Partnerschaftsversprechens“ am 3.Oktober im Bürgerzentrum. Wichtig war ihm und den Bürgermeistern aus Hesdin und Brilon der „Zukunftsauftrag“ dieser Erneuerung , „die Verpflichtung, die gegenseitige Annäherung zwischen unseren Bürgern, besonders den jüngeren, nach Kräften zu fördern“ und den „Geist der Öffnung“ zu pflegen „nicht nur deutsch-französisch sondern mit weitem Blick über die Ränder hinaus.“
Auch Stèphane Sieczkwski-Samier, der Bürgermeister von Hesdin, ließ die Geschichte der gegenseitigen Zerstörung nicht außen vor und nannte die Generationen, die sich gegenseitig bekämpft haben, „Gefangene ihrer Zeit, einer Denk- und Handlungsweise, nach welcher jede Nation sich einbildete, über der anderen stehen zu müssen. Ja, so zu denken, betrachteten sie sogar als Ehre, ein gleichsam „heiliger Egoismus“. Ein Satz mit großer Aktualität, angesichts der vielen brutalen kriegerischen Auseinandersetzungen nahe der südlichen Grenzen Europas. Gerade dieser Welt der Diktaturen und des Fanatismus könne nur ein Europa, das zusammenhalte, widerstehen um die Freiheit und die kommenden Generationen zu schützen. Er sah im Hinblick auf die Zukunft Europas und die Gefährdung durch weltpolitische Konflikte „die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern“ als absolute strategische Notwendigkeit.
Wie auch die anderen Redner war er stolz auf die vielen, vielen Begegnungen zwischen Franzosen und Deutschen, besonders auch zwischen den jungen Leuten durch die Schüleraustausche.
Rückblicke voller Stolz und Dankbarkeit – und die Zukunft? „Wie die Flamme der Freundschaft an kommende Generationen weitergeben“ (Dr. Bartsch) Wie in vielen überhaupt ein Flämmchen anzünden? Die Erneuerung des Partnerschaftsvertrages von 1965 solle auch mit dafür stehen, dass der Gedanke nationaler Partnerschaften in die jüngere Generation hineinwachsen, jugendlicher und professioneller werden solle, so drückte Reinhard Sommer, Vorsitzender der Partnerschaftsvereinigung sich aus.
Bürgermeister Dr.Christof Bartsch ließ der jungen Generation viel Raum in seiner Ansprache. Das, was die vier Schülerinnen des Sozialkurses von Dr. Christof Thüer (Gymnasium Petrinum) als Resultat ihrer einmonatigen Reflexionen über Deutschland, Frankreich und Partnerschaft vortrugen, gab zu großen Hoffnungen Anlass. Leicht hat sich der Kurs die von Dr. Bartsch angestoßene Recherche nicht gemacht, und es wurde durchaus kontrovers diskutiert, aber das Fazit ist: „Man darf sich nicht auf der Freundschaft ausruhen“. „Wir sind die Zukunft dieser Freundschaft und verantwortlich“, und diese Freundschaft sei nicht nur ein Muss sondern absolut notwendig und müsse konsolidiert werden. Ein deutliches Zeichen in Richtung Partnerschaft war auch, dass die Ansprachen zu gleichen Teilen in Französisch und Deutsch erfolgten.
Fazit des Bürgermeisters: „In den letzten 50 Jahren hat die französisch-deutsche Entente nichts an Wichtigkeit verloren“. Und das sei gut so, denn Europa befände sich vor enormen Herausforderungen. 1. Eine politische Revolution zwischen nationalen und föderalen Strukturen, 2. Eine technische Revolution, 3. Eine ökonomische Revolution durch die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer, 4. Eine ethnische Revolution durch die Massenfluchten unserer Tage.
Die Welt ändere sich, da sei es gut, einen Freund an der Seite zu haben.
Und was könnte das lange Leben einer Freundschaft besser symbolisieren als eine Eiche? Gereon Fritz, Präsident der VDFG (Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften) kündigte an, dass eben eine solche am 4.10. im Kurpark gepflanzt werde. Eine Europäische Eiche natürlich „Sie trägt in sich die ganze Kraft“, sagte er. „Möge sie in europäischem Boden gut gedeihen und bei allen üblen Stürmen Schutz bieten!“
Großen Beifall bekamen die Sängerinnen von Music-factory Brilon für die musikalische Begleitung. Bei den Nationalhymnen der Freunde bekamen sie kräftige Unterstützung. Alle sangen stehend und berührt mit und so manche unterdrückte oder heimliche Träne gab es beim Einspielen der Europahymne.
Text und Bild: Barbara Aulich