Brilon-Totallokal: (Hier klicken, kurz warten, dann blättern… zur großen Fotoausstellung) „50 Jahre für Mensch und Region“ – am 12.1.1966 öffnete das Krankenhaus Maria Hilf am Schönschede seine Pforten
brilon-totallokal: Beim Festakt am 12.1. zum 50-jährigen Bestehen des Krankenhauses Maria Hilf am Schönschede 1, der von Michael Gumenjuk am Klavier begleitet wurde, sprach Bürgermeister Dr. Christof Bartsch einen herzlichen Dank denen aus, „die sich in den Dienst der Hilfe suchenden Menschen haben stellen lassen und nach wie vor in diesem Dienst stehen“, denn, was ein Krankenhaus ausmache, sei die Zuwendung zu den Menschen, die in psychischen und möglicherweise auch seelischen Krisen Hilfe suchen und Hilfe benötigen. Stellvertretend für alle, die seit der ersten Stunde (und zum Teil auch vorher dabei waren ) begrüßte er die beiden noch immer aktiven Ehrwürdigen Schwestern Schwester Oberin Rotraud, Schwester Mathildis sowie Sr. Arnhilde und Karin Becker, langjährig guter Geist in der chirurgischen Abteilung.
Ein Gedicht über „die Entwicklung der Gesundheitsvorsorge in unserem Städtchen“, das der Briloner Josef Johann Link anlässlich der Feier zum 100-jährigen Bestehen des Krankenhauses Maria Hilf am 1.10. 1947 vorgetragen hatte, war der überaus gelungene Aufhänger und rote Faden seiner Festrede. Es bot nun, angereichert durch Kommentare und historische Bezüge einen abwechslungsreichen und spannenden Überblick über das Gesundheitswesen in Brilon seit dem Mittelalter. Bürgerliches Engagement wurde wohl schon immer in Brilon großgeschrieben, denn nur großzügige Spenden reicher Privatleute ermöglichten Siechen-, Armen- und Waisenhäuser und Hospitäler als Gästehäuser für Arme, Kranke und Schwache oder auch Durchreisende, die sonst kein Obdach hatten. Zwei Hospitäler gab es in Brilon, das Hospital des Heiligen Geistes, das seit dem 13 Jahrhundert da stand, wo heute das Haus Hövener ist. Nachdem es dem Stadtbrand im August 1742 vollständig zum Opfer gefallen war, schuf der Kaufmann Melchior Wichartz im Derkeren Quartal eine neue Wohnstätte für Bedürftige. Gleichzeitig besaß die Stadt Brilon ein weiteres Armen- und Krankenhaus in der Derkerer Straße, Marienhospital genannt.
Krankenhäuser nach unserem heutigen Verständnis mit dem primären Ziel der Heilung waren das nicht. Erst 1847 entstand das erste echte Krankenhaus in Brilon (gleichzeitig das erste im damaligen Kreisgebiet) im sogenannten Kommandantenflügel des ehemaligen Minoritenklosters und dann Gymnasiums am Steinweg. Die Leitung und die Pflege übernahmen die barmherzigen Schwestern des Hl. Vincenz von Paul, die von Paderborn kamen. 1868 zog man um in die Strackestraße (da wo heute das Chinarestaurant ist), und das Krankenhaus erhielt den Namen „Maria Hilf“. 30 Jahre später, ermöglicht wiederum durch private Schenkungen, erfolgte 1899 ein weiterer und der für lange Zeit letzte Umzug in den Neubau in der Königsstraße auf dem Grundstück der heutigen Post.
Eine lange, bewegte Geschichte, die Link in Verse gegossen hatte. Aber Dr. Bartsch hatte Dichten auch drauf beim Rückblick auf die neuere Geschichte nach dem 2. Weltkrieg. „Trotz An- und Aufbau war bald kaum /in der Königsstraße genügend Raum./ Und wirtschaftlich erschien es allen /doch ein wenig schwer zu fallen /als Stadt zwei Häuser zu betreiben /und damit Kosten hochzutreiben.“ (Das Heilig Geist gab es ja noch, inzwischen im ehemaligen Gebäude des Maria Hilf an der Strackestraße. 1966 wurde es aufgegeben.))
Eine humorige gereimte Darstellung politischer Streitkultur bei schwierigen Entscheidungen erfreute die Gäste, und manch einer, der dabei gewesen war, schmunzelte verständnisvoll, denn vor allem die Standortfrage entwickelte sich damals zu einem jahrelangen hin und her und wenn und aber.
Im Juli 1962 erfolgte der 1. Spatenstich am Schönschede. Am 12.1. 1966 konnten die ersten Patienten einziehen. Und das Resultat am 50. Jahrestag? „Nicht nur baulich, sondern vor allem bezogen auf die gesundheitliche und medizinische Versorgung ist hier am Schönschede eine Einrichtung entstanden, die ihresgleichen sucht und die weit überregional als beispielhaft gilt.“ (Dr. Bartsch)
Neben den ehemaligen und aktuellen Chefärzten, den Verantwortlichen der Abteilungen und Stationen, den Verwaltungsmitarbeitern und –mitarbeiterinnen, den Vertretern der Politik und der Kirchen begrüßte der Bürgermeister Dr. Kleeschulte vom HSK, MDB Dirk Wiese und den OKD a.D. Adalbert Mühlmann. Ganz besonders aber freute er sich über die Anwesenheit der Babys der ersten Stunde, Stefan Rüther und Birgit Marx, beide geboren am 15.1.66. Das erste Kind, das am 13.1. das Licht der Welt am Schönschede erblickte, Michaela Schorer aus Bestwig, lebt heute in den USA. Zum Ende des Jahres hatte das Maria Hilf eine stolze Bilanz von 500 Neugeborenen. Und nach 50 Jahren hat sich das nach einer groben Schätzung von Chefarzt Dr. Ulrich Schmidt auf 25.000 Geburten summiert.
Bei allem Positiven: „Die Zeiten sind gerade für ländliche Krankenhäuser extrem schwierig“, sagte der Bürgermeister. „50% der Krankenhäuser schreiben heute rote Zahlen“, sagte der Geschäftsführer des Krankenhauses, Bernd Löser. Es gelte, das Angebot der Patientenversorgung möglichst breit aufzustellen, und da sei Brilon auf einem sehr guten Weg. Auch die Weiterentwicklung der Geriatrie, die Modernisierung der Patienten Zimmer und die Umgestaltung des Schwesternhauses zu Appartements für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werde Standortfördernd wirken.
Hier nun das Ende des Stadtoberhaupt – Gedichtes: „Und was die Zukunft noch erbringt/ auch wenn es jetzt vermessen klingt, / wir müssen’s lenken nach bestem Wissen,/denn niemand möchte das Krankenhaus missen./ Die Verpflichtung der Vorväter einigt uns/ zu erhalten dieses Daseinspfund.“
Begonnen hat der Festakt natürlich mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Krankenhauskapelle mit Propst Reinhard Richter und Pfarrer Rainer Müller. Der Probst stellte die Geschichte, in der Jesus die Zöllner einlädt und den Ausspruch „nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken“ in den Mittelpunkt seiner Ansprache. In dem Kranken müsse man den Herrn sehen, ihn umsorgen und bewirten, das sei der Christliche Hintergrund und „die Eigenheit von Heil und Heilung“. „Herzlichen Glückwunsch zu diesem Haus!“ Die Stadt könne sich glücklich schätzen, es zu haben.
Die Ausstellung mit Zeitungsdokumenten und Bildern , die zum Festakt im Wandelgang im 2.Stock die Geschichte des Standorts am Schönschede dokumentierte, wird ab dem 19. Januar ins Foyer hinter der Rezeption verlagert, damit jeder Besucher sie sehen kann.
Text: Barbara Aulich – Bild: Ulrich Trommer