Brilon-Totallokal: Flyer für Integrationspatinnen und Integrationspaten vorgestellt
brilon-totallokal: Als durchweg positiv bezeichnete Rolf Plauth (Integrationsbeauftragter der Diakonie, Ruhr-Hellweg) bei einer Pressekonferenz am 22.1. im Rathaus die Erfahrungen der 51 aktiven Integrationspatinnen und –paten mit den Bewohnern in den rund 20 Asylbewerberunterkünften der Stadt. Das bestätigte auch Constanze Piontek, die seit Beginn des Modells Integrationspaten mit dabei ist. Es seien die kleinen Schritte, die beglückten, die Bereitschaft der Menschen, sich helfen zu lassen auf dem Weg zu einem Leben in Deutschland. Wie das so abläuft, könne man am besten in persönlichen Begegnungen vermitteln. Natürlich gäbe es auch mal Frust. Etwa, wenn Termine wegen unterschiedlicher Mentalitäten in Bezug auf Pünktlichkeit nicht eingehalten werden könnten. Ihr mache die Arbeit Freude. Eine wie durch das Integrationspatenmodell gestaltete Integrationskultur trage viel dazu bei, Missverständnissen, Unsicherheiten und eventuellen Rechtsbrüchen präventiv zu begegnen.
Die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen , die sie sich vor gut einem Jahr für ein Engagement in der Flüchtlingshilfe entschieden, hatten zunächst wenig Ahnung, was denn nun zu tun sei und fanden das so nach und nach auch durch gegenseitige Unterstützung selbst heraus.
Um nun denen, die sich in Zukunft engagieren wollen, den Weg zur Hilfe zu erleichtern, liegt jetzt der von der Stadt und der Diakonie erarbeitete „Leitfaden für Integrationspaten und –patinnen“ vor und wurde auf der Pressekonferenz vorgestellt. Hilfe zur Selbsthilfe ist das, was Integrationspaten und –patinnen (kurz IPs) leisten können. Dazu gehören z.B: Hilfe bei Behördengängen, bei Anträgen und behördlichen Schreiben, bei der Wohnungssuche, bei Schul- und Sprachkursanmeldungen, Begleitung bei Arztbesuchen und zeigen, wo man am besten einkaufen kann.
Bürgermeister Dr. Christof Bartsch umriss die Situation hinsichtlich der Flüchtlinge in Brilon im Zusammenhang mit der Notwenigkeit des ehrenamtlichen Engagements, ohne das die Aufgabe einer guten Integration nicht zu bewältigen sei.
In der Landeseinrichtung am Schulzentrum sind derzeit knapp hundert Asylbewerber untergebracht. 400 waren vorgesehen und werden vom Land entsprechend bei der Zuweisung von Flüchtlingen an die Stadt berechnet, sodass es seit September 2015 keine Zuweisungen mehr gab. Das wird sich ändern, wenn voraussichtlich am 31. März die Landeseinrichtung aufgelöst wird. Dann ist damit zu rechnen, das zu den aktuell 284 in Unterkünften der Stadt wohnenden Flüchtlingen etwa 150 – 160 Personen pro Monat dazukommen werden.
Sich um diese zu kümmern, können die vorhandenen IPs nicht leisten. Deshalb hier der Aufruf an alle, die etwas Zeit haben und sich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten: Bitte melden Sie sich bei der Stadt (Tel. Dr. Bartsch: 02961/794-102, Tel. Frau Wigge: 02961/794-250 , Tel. Werner Hohmann 02961/ 794255 oder bei Rolf Plauth Mobil: 0151 58259548). Ihre Hilfe wird spätestens ab April dringend gebraucht. Die Flüchtlingshilfe steht, so erklärte Dr. Bartsch in Brilon auf fünf Säulen: Zunächst gab es nur das Integrationspatenmodell, aber im Laufe des Jahres hätten sich andere ehrenamtliche Säulen gebildet: Mit der Landeseinrichtung am Schulzentrum die Kleiderkammer in der alten DRK-Unterkunft („220 Menschen haben sich da schon engagiert“), die Hilfen im „Camp“ (Sprachunterricht, Bastel- und Freizeitaktivitäten) und die Angebote der Schulen und Vereine. Besonders in den Dörfern gäbe es auch ganz viele, die sich unorganisiert einbrächten.
Natürlich wurde auch angesprochen, dass die „Willkommenskultur“ insgesamt nicht mehr so nachgefragt sei, wie vor einem Jahr, dass vielerseits Bedenken sich vermehrt hätten, dass umhergehende Meldungen und Gerüchte negative Auswirkungen auf die Bereitschaft, sich für Flüchtlinge zu engagieren, haben könnten. „Hass und Gerüchte kommen schnell daher und laut -Vernunft langsam und leise“, sagte Dr. Bartsch. Er freue sich über die vielen Impulse, die von Ehrenamtlichen in die Gesellschaft getragen würden – „auch wenn es langsam und leise daherkommt“.
Auf die Frage: „Wieviel IPs werden ab April gebraucht?“, sagte Werner Hohmann vom Sozialamt spontan „Ganz viele“, mindestens 100!“
Gebraucht wird dringend auch Wohnraum. Die Flyer liegen im Sozialamt im Amt Thülen und in der Beratungsstelle der Diakonie (Bahnhofstr. 27) aus.
Text + Bild: Barbara Aulich