Leserbrief von Reinhard Loos aus Brilon: Viel zu groß und viel zu teuer!
brilon-totallokal: Leserbrief. In dem Beitrag über die Sitzung des Briloner Rates wird auch über den Tagesordnungspunkt „Erweiterungsbau der Stadtwerke“ berichtet, das von der Mehrheit des Rates beschlossen wurde. Dass bei den Briloner Stadtwerken baulich etwas geschehen muss, ist unstrittig. Handlungsbedarf besteht vor allem für die Werkstatt und die Sozialräume. Auch einige weitere Büroarbeitsplätze sind notwendig.
Aber muss das gleich 2,6 Mio Euro oder – wie noch im Januar angekündigt und wahrscheinlich immer noch realistisch – sogar 2,8 Mio Euro kosten?
Die Planungen sehen vor, dass ein großer Teil der vorhandenen Gebäude komplett abgerissen werden, mehrere Neubauten errichtet werden und das einzig verbleibende Gebäude innen erheblich umgebaut wird. Der Chef der Stadtwerke hatte bisher schon ein sehr großes Büro und soll jetzt ein ganz neues Büro erhalten, in etwa gleicher Größe. Die Verlagerung sei angeblich wegen der „kurzen Wege“ erforderlich – und das bei etwa 20 Metern Entfernung zum bisherigen Arbeitsplatz? Mehr als 170 qm sind für Besprechungsräume vorgesehen? Die Büro- und Nebenflächen für die Verwaltung der Stadtwerke sollen sich von bisher 996 qm auf künftig 1.728 qm erhöhen?
Bisher wurden 37 Büroarbeitsplätze benötigt. Hinzu kommen nun 3 weitere für die Umsetzung des Abwasserbeseitigungskonzepts. Für den überregionalen Stromvertrieb (falls er überhaupt kommt) per Internet ist laut Kostenplan maximal eine halbe Stelle vorgesehen. Gebaut werden sollen jedoch 53 bis 55 Büroarbeitsplätze. Für welche Tätigkeiten die „Reserve“ benötigt wird, wurde vom Leiter der Stadtwerke in der Ratssitzung trotz mehrfacher Nachfrage nicht beantwortet.
Die BBL-Fraktion hat in der Debatte im Rat den Antrag gestellt, die Planung neu aufzustellen, nach exakter Prüfung aller Raumanforderungen und mit einem Kostenvolumen von maximal 1,5 Mio Euro. Das hat die Ratsmehrheit leider abgelehnt. Hinzu kommt, dass Anfragen des Verfassers nach Darlehens- und nach Zinssicherungsgeschäften (Swaps) der Stadtwerke bisher nur unzureichend beantwortet wurden, so dass hier noch ein erheblicher Klärungsbedarf besteht.
Wenn die Stadtwerke Geld ausgeben, ist das für die Stadt und für die Bürgerinnen und Bürger genau so, als wenn das Geld direkt aus dem Stadthaushalt käme. Die Haushaltslage verlangt konsequente Sparsamkeit. Bei der Beratung des städtischen Haushalts vor etwa 2 Monaten wurde über einige Ausgabepositionen im Wert zwischen 5 und 10 TEuro intensiv gerungen – was richtig ist. Nun hat die Mehrheit des Rates einen Beschluss über ein sehr großes Ausgabevolumen gefasst, ohne dass intensiv geprüft wurde, ob es denn nicht auch wesentlich kostengünstiger gegangen wäre. Dieser Bau wird viel zu groß und viel zu teuer!
Reinhard Loos, Brilon, Am Kalvarienberg 8
BBL-Ratsmitglied