Winfried Dickel: Ganz persönliche Anmerkungen des Lehrers zur Ausstellungseröffnung seines ehemaligen Schülers Henning Feil
brilon-totallokal: Lieber Henning, sehr geehrte Frau Feil als Mutter, Torben Feil als Bruder, liebe Angela als Freundin, lieber Thomas Mester, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des jungen Künstlers,
…jetzt hält der auch noch Reden zur Eröffnung von Kunstausstellungen. Versprochen: „Es ist eine Ausnahme, es soll nie wieder vorkommen.“
Es gibt einen besonderen Grund: Henning und ich sind uns schon in unseren früheren Leben begegnet. Als Schüler und Lehrer sind wir ein Stück des Lebensweges gemeinsam gegangen. Das war ganz schön spannend, das können wir beide bestätigen. Wir hatten zusammen Deutsch-, Politik-, Erdkunde- und Religionsunterricht in den Klassen 9 und 10 Realschule der Stadt Meschede. Nach der Fachoberschulreife hatten wir uns aus den Augen verloren, Henning wohnte in Nuttlar, ich in Brilon. Vor einigen Jahren sprach mich jemand hier auf unserem Marktplatz an.
„Guten Tag, Herr Dickel, kennen Sie mich noch?“
Es war Henning. Niemals hätte ich Henning vergessen. Henning hatte Spuren hinterlassen. Spuren hinterlässt nicht jeder Schüler bei seinem Lehrer, auch nicht andersherum. Die ganz guten und fleißigen Schüler vergisst der Lehrer nicht, auch nicht diejenigen, die manchmal etwas mehr Zuwendung brauchten. Lieber Henning, ich freue mich, dass Du mich nicht vergessen hast und mich batest, heute hier Dein Laudator zu sein.
Das konnte und wollte ich nicht absagen. So, jetzt wissen Sie es.
Lieber Henning, Du hast Dich vom liebenswerten Meister der Lausbuberei zum ehrbaren Meister der Farben und des Gestaltens entwickelt.
Davon zeugt Deine beeindruckende Ausstellung „Weg der Farben“ hier im Rathaus der Stadt Brilon.
Davor ziehe ich meinen Hut.
Beruflich hast Du den Pinsel in die Hand genommen und bist angesehener Maler- und Lackierermeister bei der Firma Hegener in Bestwig geworden.
Im Volksmund heißt es: „Satt auftragen und fein verschlichten“ oder auch „Lang der Strich und kurz die Pause.“ Als Schüler war es oftmals andersherum, die Pausen waren häufig lang und die Striche im Schulheft überschaubar.
Später hast nach Deiner täglichen Arbeit als Maler und Lackierer offensichtlich überhaupt keine Pause gemacht. Du hast in Deinem tollen Beruf Deine Kreativität weiterentwickelt. Die Farben, das Gestalten mit ihnen, haben Dich in den Bann gezogen und auf den Weg gebracht. Du hast Dir mit Bestnoten den Meistertitel erarbeitet.
Am Anfang Deiner künstlerischen Arbeit stand die Arbeit mit den Sprühdosen. Dabei bist Du nicht stehengeblieben. Wer sich hier umsieht, entdeckt unterschiedliche Maltechniken auf verschiedensten Untergründen. Als Betrachter folgt man gerne dem „Weg der Farben“.
Beeindruckend sind die verschiedenen Motive: Sie reichen vom End of the Future bis zu Naturdarstellungen, Phantasiedarstellungen und Landschaftsmalereien, die Optimismus, Harmonie ausstrahlen und die Gedanken in die Zukunft locken.
Das alles in unterschiedlichen Formaten.
Jeder Lehrer ist stolz auf seine Schüler, die ihren Weg gefunden haben.
Henning, ich bin stolz auf Dich.
Henning gehörte zu den liebenswerten Lausbuben. Er war in der Schulbank manchmal nur physisch anwesend.
Erwischt: „Aha, er kritzelt wieder.“ Dann lächelte er so verschmitzt wie jetzt gerade. Dabei konnte man ihm niemals böse sein. War es ein Glück oder vielleicht ein Unglück, dass er damals nur Stifte zur Verfügung hatte und nicht Rollen, Pinsel, Acrylfarben und Sprühdosen?
Heute heißt es aber „Der Künstler ist anwesend“ – und das in seiner gesamten Persönlichkeit.
Folgen Sie Henning auf dem „Weg der Farben“. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und umgekehrt. Wir alle hier wünschen Dir viel Erfolg für die Ausstellung und für Deine Zukunft.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Winfried Dickel, Ausstellung Foyer Rathaus Brilon, 28. April 2016