Mit einer Behinderung leben

Brilon-Totallokal:  „Soziales Projekt der Bigger Firmlingsgruppe“ Wie ist es, mit einer Behinderung zu leben

brilon-totallokal: Eine Firmlingsgruppe der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Bigge wollte im Rahmen ihres sozialen Projektes erfahren, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben. Dazu wurde im Josefsheim Bigge eine Jugendbegegnung von jungen Menschen mit und ohne Behinderungen initiiert. Diese schaffte einen Raum, um sich kennenzulernen, sich auszutauschen und sich besser zu verstehen.

Schon bei der Vorstellungsrunde fiel den Firmlingen auf, dass ihre  Altersgenossen mit Behinderung die gleichen persönlichen Bedürfnisse, Wünsche und Interessen haben wie Nichtbehinderte. Die Berufsausbildung und Beschäftigung nehmen dabei einen hohen Stellenwert ein. Doch für junge Menschen mit Behinderung ist es wesentlich schwerer, einen passenden Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden. Auch die Freizeitinteressen der Jugendlichen und speziellen Rollstuhlsportangebote sind vielseitig. Rollstuhlnutzer können in vielen Sportarten aktiv werden. In Olsberger Vereinen kann man  z. B. Bogenschießen, Rollstuhlbasketball, Fechten und Rollstuhltanz trainieren und an Wettkämpfen und Turnieren teilnehmen.

Die Firmlinge erhielten die Gelegenheit, Selbsterfahrungen im Rollstuhl zu machen. Dabei wurden sie von erfahrenen „Rollis“ im Umgang mit einem Rollstuhl gecoacht. In der Sporthalle trainierten sie die Techniken des Rollstuhlfahrens und Sicherheit im Rollstuhl. Nachdem der Rollstuhlparcours erfolgreich bewältigt wurde, ging es in den öffentlichen Raum im direkten Umfeld des Josefsheims. Hierzu bekamen die Teilnehmenden kleine Aufgaben gestellt, um die Schwierigkeiten bei der Erledigung alltäglicher Dinge zu erleben. Um die vielen Steigungen und Gefälle in Bigge zu bewältigen, ist viel Kraft und eine gute Technik im Rollstuhl erforderlich. Beim gemeinsamen Abendessen reflektierten sie die Selbsterfahrungen.

In der anschließenden moderierten Gesprächsrunde konnten die Firmlinge den Betroffenen Fragen über das Leben mit einer Behinderung stellen. Offen und selbstbewusst berichteten die jungen Menschen mit Handicap über ihre Stärken, Ziele und Lebensvisionen, aber auch über Beeinträchtigungen im  Alltag. Sie nutzen zahlreiche technische Hilfsmittel, die ihnen ein selbständiges Leben ermöglichen. Eine Frage der Firmlinge zielte auf die Berührungsängste von Menschen, die bisher noch nie mit Behinderung in Berührung kamen. Sie wissen oftmals nicht, wie sie sich gegenüber behinderten Mitmenschen verhalten sollen. Die jungen Erwachsenen mit Behinderung antworteten, dass ihnen Offenheit und Respekt wichtig sind. Sie möchten kein Mitleid, sondern als Mensch ernst genommen werden und dass man ihnen genauso begegnet wie anderen nichtbehinderten Menschen. Zur Frage der Hilfestellungen antworteten die Betroffenen, dass man z. B. ungefragtes Helfen vermeiden sollte. Der Betroffene wird sich melden, wenn er/sie Hilfe benötigt. Nachdenklich stimmte die Firmlinge der Bericht, dass nicht alle Menschen mit Behinderung seit ihrer Geburt behindert sind. Viele führten ein ganz normales Leben und wurden erst als Jugendliche oder Erwachsene durch einen Unfall oder eine Erkrankung behindert. „Man musste alles neu lernen: sprechen, laufen, essen, trinken, zur Toilette zu gehen“, so ein Statement. „Aber man darf den Lebensmut nicht verlieren, auch wenn die Zukunft aufgrund der Behinderung noch so düster erscheint. Es kommen wieder bessere Zeiten.“

Zum Abschluss dieser Jugendbegegnung schauten sie sich gemeinsam den Film „Mit ganzer Kraft – Hürden gibt es nur im Kopf“ an. Im auf wahren Begebenheiten beruhenden Film fordert ein auf den Rollstuhl angewiesener Jugendlicher seinen Vater heraus, gemeinsam mit ihm an einem der schwierigsten Sportwettbewerbe, dem Ironman Triathlon teilzunehmen.

Dieses Projekt trug dazu bei, das Bewusstsein der Bigger Firmlingsgruppe für Menschen mit Behinderung zu schärfen. Klischees, Vorurteile und die Unerfahrenheit im Umgang mit Menschen mit Behinderungen konnten abgebaut werden. Was einen Menschen ausmacht ist seine Persönlichkeit und nicht seine körperlichen Fähigkeiten. Einschränkungen hat jeder, auch nichtbehinderte Menschen. Jugendliche mit Handicap empfinden eine ähnlich gute Lebensqualität wie ihre Altersgenossen ohne Behinderung.

Fazit der Bigger Firmlinge: Menschen mit Behinderung sind normale Persönlichkeiten wie Du und Ich.

Teilen Sie diesen Bericht mit Ihren Freunden