Anstieg der Einbruchszahlen um 42 % im Jahr 2015!

Brilon-Totallokal: 50 Euro zur Verbesserung der Sicherheit reichen nicht…

brilon-totallokal: Im Rahmen der landesweiten Aktionswoche „Riegel vor“ – Sicher ist sicherer findet am 25. Oktober um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum Kolpinghaus Brilon, eine Informationsveranstaltung statt. Im Vorfeld hatte hierzu die Sparkasse Hochsauerland Brilon zu einer Vorinformation mit den beteiligten Gruppen in das Casino der Sparkasse geladen. Mitteilnehmer waren Vertreter der Briloner Bauhandwerker, Polizei NRW – Hochsauerlandkreis und die Provinzial Versicherung.

Bei mir ist nichts zu holen – wenn sie sich da nicht täuschen!

62362 Wohnungseinbrüche im Jahr 2015 in NRW. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 18 Prozent. Die Aufklärungsquote betrug 13,8 Prozent. Der Hochsauerlandkreis registrierte in dem Zeitraum 489 Wohnungseinbrüche. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr betrug außerordentliche 42 Prozent. Der einzig erfreuliche Bereich ist für den HSK die Aufklärungsquote mit 20,5 Prozent. Das liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von 13,8 Prozent. Das kann jedoch die Betroffenen in keiner Weise trösten. Mit der Tatsache umgehen , dass ein Fremder in meinen Privatbereich eingedrungen ist, ist nicht einfach. Schlafstörungen, Angstzustände und die Trauer nach immateriellem Verlust wirken teilweise lange nach. Thomas Wüllner sieht hier einen notwendigen Ansatz der Aktion in dem Bereich Opferschutz.

Die Städte Arnsberg, Meschede, Brilon und Marsberg sind die Spitzenreiter bei den Wohnungseinbrüchen. Mit Ausnahme Brilons kann für die anderen drei die Autobahnnähe der ausschlaggebende Punkt sein. Brilon fällt jedoch auch dadurch aus dem Rahmen, dass gegenüber dem Vorjahr mit 20 Einbrüchen bereits dieses Jahr zum 30. Juni 28 Einbrüche registriert wurden. Die drei anderen genannten Städte weisen eine ähnliche Problematik des Anstiegs auf. Die „Einbruchsaison“ ähnelt einer Welle und beginnt mit dem Anstieg im September/Oktober eines Jahres und flacht im März/April ab. Die häufigsten Einbrüche erfolgen an einem Sonntag gefolgt vom Donnerstag und Freitag. Die Nachtzeit ist nicht die klassische Einbrecher Zeit. Am Häufigsten wird zwischen 14 und 17 Uhr eingebrochen, gefolgt von der Zeit von 17 bis 21 Uhr und von 11 bis 14 Uhr. Die geringsten Einbrüche erfolgten in der Zeit von 21 bis 7 Uhr.

Eine erfreuliche Entwicklung so Josef Jakobi, Leiter der Direktion Kriminalität der Polizeibehörde im HSK, gibt es im Bereich der gescheiterten Versuche. Diese sind auf fast 43 Prozent angestiegen. Mehr als 43 Prozent der Täter sind an den vorhandenen Sicherungen gescheitert. Das beweist, das sich Investitionen in Sicherungstechnik lohnen. In mehr als 25 Prozent der Fälle wurden die Täter bei der Tatausführung gestört und in ca. 31 Prozent der Fälle war der Grund des Scheiterns nicht erkennbar. Zielsetzung ist es die Quote der gescheiterten Versuche zu steigern.

Versicherung ist die eine Seite – Prävention die notwendige andere Seite

Einbrüche haben oberste Priorität, so die Aussage von Josef Jakobi. Um diesem Anspruch genügen zu können wird bis März 2017 eine Sonderermittlungsgruppe tätig. In dieser sind 13 Beamte zusammengefasst. Zwei Hundeführer, sieben Polizisten und vier Sachbearbeiter. Diese sind ausschließlich mit der Thematik „Einbruch“ befasst. Die Priorität in Bezug auf Einbruchschutz und die Täterverfolgung ist nirgendwo höher als im HSK:. Von den kürzlich durch die Landesregierung geschaffenen 100 neuen Stellen für Staatsanwälte sind zwei für die Staatsanwaltschaft Arnsberg vergeben worden. Einer dieser Staatsanwälte wird als Sonderdezernent den Bereich „Kriminalität unterhalb organisierter Kriminalität“ tätig. Aufgabe ist es die Einbruchserien besonders zu beachten um diese Fälle nicht als Taten, sondern als Serie zur Anklage zu bringen.

Prävention fängt schon im kleinen an. Achten auf unbekannte Fahrzeuge in meiner Wohngegend. Vielfach sind es gute Fahrzeuge mit Kennzeichen aus fremden Städten (Leih- oder Mietwagen). Fremde Personen, einzeln oder in Kleingruppen, die sich ungewöhnlich verhalten. Wie gehen die Täter vor? Zum Beispiel: Verdächtiges Klingeln an der Haustür, ein Fremder steht vor der Tür mit einer unplausiblen Ausrede. Das Telefon klingelt aber niemand ist in der Leitung wenn sie abheben. Unbekannte Personen halten sich in ihrer Wohngegend auf und schauen auffällig um oder fotografieren Häuser. Unbekannte Personen in langsam fahrenden fremden Fahrzeugen suchen nach Tatgelegenheiten wie z. B. unbewohnte Häuser/Gebäude. Wählen Sie im Verdachtsfall 110.

Neben der o. g. einfachen Prävention geht es aber im wesentlichen um die mechanische oder elektronische Prävention. Hier reicht es keines falls 50 Euro für ein starkes Schloss oder eine einfache elektronische Meldeanlage zu investieren. Joachim Richter – 1. Vorsitzender der Briloner Bauhandwerker – erläuterte die qualitativen Anforderungen an die Fenster- und Türenbauer um den Anforderungen des Einbruchschutzes zu entsprechen. Erfüllung nach DIN ist eine Grundlage und Mindestmengen die bereits verbaut worden sind eine weitere Forderung für die Teilnahme am Netzwerk „Zuhause sicher“. Die Betriebe, die im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Polizei des HSK durch das LKA zugelassen wurden, sind zur Zeit mit sieben sehr überschaubar. Sie agieren in dem Netzwerk „Zuhause sicher“ als Schutzgemeinschaft HSK. Aus Brilon sind zugelassen die Schreinerei Erle und die Firma Richter Fenster. Während die Mechanik den Wiederstand erhöht, ist der Abschreckungseffekt der Elektronik durch Signal oder Geräusch wirkend. Als Ideallösung sieht die Polizei die Elektronik als unterstützend zur Mechanik. Noch bevor die Mechanik ernsthaft gefordert wird, meldet die Elektronik den Einbruchversuch bei der Wache.

Seitens der Versicherungswirtschaft ist ebenfalls ein gesteigertes Interesse zur Minderung der Einbruchzahlen vorhanden. Um hier auch Anreize für verstärkten Einbruchschutz zu geben, sind bei entsprechenden Um- oder Einbauten sowohl Kredite durch die KfW als auch Rabatte, bei der Provinzialversicherung möglich. Es sind dann 10 Prozent bei der Hausratversicherung. Weitere Versicherer gewähren ebenfall Nachlass in unterschiedlicher Höhe. Um diesen Nachlass zu erhalten ist der Ablauf wie folgt: Zuerst erfolgt die Sicherheitsberatung bei der Polizei. Diese erarbeitet ein persönliches Sicherheitskonzept und teilt die Partner der Aktion mit. Danach erfolgt durch den Haus- oder Wohnungsinhaber die Umsetzung der Empfehlung über die Handwerker der Schutzgemeinschaft. Im letzten Schritt erfolgt die Vergabe der Präventionsplakette durch die Polizei. Diese ist die Anerkennung des Engagements des Bürgers. Durch die Vergabe der Plakette erhalten sie Rabatt auf die Hausratversicherung bei den im Netzwerk angeschlossenen Versicherungsgesellschaften.

Bildunterschrift: Gemeinsam mit den Briloner Bauhandwerkern, der Provinzial und der Sparkasse Hochsauerland informierte die Direktion Kriminalität im HSK im Casino der Sparkasse über die Einbrüche im HSK und Prävention dazu.

Hintere Reihe v. Li. Josef Jakobi – Leiter Direktion Kriminalität im HSK, Joachim Richter – Briloner Bauhandwerker, Oliver Huckschlag – Provinzial, Konrad Lenze – Vorstand, vordere Reihe v. li. Thomas Wüllner – techn. Fachberater für Prävention und Opferschutz Polizei HSK, Dominic Menke – Sparkasse

Text + Bild: Peter Kasper

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