Stichwort der Woche: Gekungel um den „Grüßonkel“

Stichwort der Woche – von Norbert Schnellen…

brilon-totallokal:    Vor 14 Tagen haben die Amerikaner ihren neuen Präsidenten gewählt. Somit ist „der mächtigste Mann der Welt“ wieder ein Mann – und was für einer. Dass er seine Macht auch bis an ihre Grenzen ausüben wird, davon kann man nach den markigen Ankündigungen im Wahlkampf sicher ausgehen. Wir müssen natürlich die Entscheidung der amerikanischen Wähler respektieren und einfach mal auf uns zukommen lassen, was da demnächst jenseits des großen Teichs passiert.

Auch wir Deutschen bekommen bald einen neuen Präsidenten. Der wird zwar nicht vom Volk gewählt, sondern wurde schon jetzt in den Chefetagen der GroKo ausgekungelt, aber dafür gehört er ja auch wirklich nicht zu den Mächtigen dieser Welt. Er beschränkt seine Tätigkeit auf schöne Sonntagsreden und der Repräsentation unseres Landes nach außen. Also nur ein (überflüssiger) „Grüßonkel“? Eigentlich war diese Einigung der Spitzen der GroKo mal wieder ein ganz geschickter Schachzug, bei dem alle nur gewonnen haben. Frau Merkel bleibt, auch durch das Ergebnis der US-Wahl, die mächtigste Frau der Welt, der Vizekanzler konnte seine innerparteiliche Machtposition ausbauen und der Frank-Walter darf im nächsten Frühjahr in einen schönen Palast einziehen.

Verloren hat nur, zum wiederholten Mal, das Ansehen des höchsten Staatsamts dieser Republik und unsere Demokratie. Durch die absolute Mehrheit in der Bundesversammlung hat jetzt nämlich kein anderer Kandidat noch eine Chance gegen den Kandidaten der GroKo. Genau diese internen Mauscheleien zwischen den etablierten Parteien sind der Grund für eine breite Parteienverdrossenheit und führen zum Erstarken derjenigen, die mit einfachen Parolen auf Stimmenfang gehen. Wohin das führt haben wir gerade eben in den USA gesehen. Doch nicht nur da. Wenn im Dezember in unserem südlichen Nachbarland ein neuer „Alpen-Grüßonkel“ vom Volk gewählt wird, ist zu befürchten, dass ein Kandidat gewinnt, der einen unwillkürlich zusammenzucken lässt, wenn er seinen rechten Arm zum Gruß erhebt.

Im März wählen die Niederländer ein neues Parlament. Einen „Grüßonkel“ brauchen die nicht, als Monarchie können sie sich da schön ausklinken. Aber auch in diesem, traditionell eher sehr liberalen, Nachbarland ist ein weiterer Rechtsruck zu erwarten. Wenn dann im April in Frankreich der Nachfolger von Präsident Hollande (kein „Grüßonkel“ sondern schon ziemlich mächtig) gewählt wird, kann man sich jetzt schon ausmalen, was da passieren könnte. Bei allem Respekt vor unseren Berufspolitikern der GroKo: Haben diese Leute denn überhaupt keine Sensoren mehr nach außen? Merken sie denn nicht, dass sie sich mit Kungeleien und Schiebereien vielleicht im Moment einen Vorteil verschaffen, langfristig aber das gesamte politische System vor die Wand fahren werden? Bleibt nur zu hoffen, dass der Österreicher diesmal in Österreich bleibt.

Ihr Norbert Schnellen

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