Europa stärken – wichtiger denn je, Brilon / Hesdin, 50 Jahre Städtepartnerschaft

Brilon-Totallokal: Fast ein „Familentreffen“ am 2. Adventswochenende

brilon-totallokal: „Ein neuer Nationalismus frisst sich durch Europa und die Welt.“ In seiner Grußansprache anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen Brilon und Hesdin setzte sich Bürgermeister Dr. Christof Bartsch im Rathaus von Hesdin am 3.12. intensiv mit dem „Schaden, den das europäische Projekt genommen hat“, auseinander. „Wir müssen erkennen, dass sich die politischen Koordinaten in der Welt verschoben haben in einer komplexen Gemengelage, die nicht einfach zu erklären ist und anscheinend irrationale, bei genauerem Hinsehen jedoch erklärbare Ergebnisse bei Wahlen und politischen Entscheidungen zeitigt. Der Ruf nach der homogenen Gesellschaft, die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und Abgeschlossenheit tönt nicht nur durch das Land unseres transatlantischen Partners, dessen Verlässlichkeit sich auf die Zukunft hin erst neu beweisen muss, dieser Ruf ist auch in Europa nicht zu überhören.“ Zunehmende ernstzunehmende Ängste und Verunsicherungen führten zur Akzeptanz von einfachen und plakativen Antworten und zum Aufstieg der entsprechenden politischen Gruppierungen. Neben den Verbrechen, die begangen würden, auf Grund welcher Weltanschauung oder Meinung auch immer, kritisierte Dr. Bartsch: „Ein rüder, respektloser, teils menschenverachtender Ton macht sich breit, der nicht zum Selbstverständnis der zivilisierten, demokratisierten und rechtsstaatlichen Welt passt, dennoch Wahlen gewinnen lässt.“

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Sein Fazit: „Wir brauchen ein starkes Europa, das der Selbstverunsicherung entweicht, die es im Selbstverständnis als kleiner Bruder der Vereinigten Staaten aufgebaut hat. Amerika hat uns bereits mit dem Chaos im mittleren Osten und mit den Flüchtlingen allein gelassen, mit dem neuen Präsidenten wird die Verlässlichkeit nicht steigen.“ Von der Notwendigkeit einer Rückbesinnung und Neubelebung der Visionen, von denen die deutsch-französische Versöhnung zu Beginn der 60er Jahre beseelt war, sprach der Briloner Bürgermeister und dass das deutsch-französische Verhältnis Angelpunkt der europäischen Integration sei und bleibe. Eine Strategie, das Erbe Adenauers und de Gaules in die heutige Zeit zu retten, könne nur zum Erfolg führen, wenn die Menschen, für die sie gemacht sei, überzeugt davon seien. Dazu bedürfe es des Austausches und der Beziehungspflege an der Basis und darin liege der unschätzbare Wert der Städtepartnerschaften.

Am 7. 12. hielt dann Reinhard Sommer, seit langem Vorsitzender der Briloner Partnerschaftsvereinigung, in einem Pressegespräch begeistert Nachlese. „Es war wie ein Familientreffen“, denn angereist waren auch Bürgermeister und Delegierte aus dem belgischen Heusden – Zolder, die ihrerseits das 40.Partnerschaftsjubiläum mit Hesdin feierten. Für die 90 Briloner war es der Gegenbesuch nach der großen Festwoche im letzten Jahr in Brilon. Neben dem Bürgermeister und Vertretern aus Rat und Verwaltung sowie Mitgliedern der Partnerschaftsvereinigung waren Schülerinnen und Schüler der Marienschule und der Chor „Music- Factory“ mit an Bord der beiden Busse. Dirigentin Marie Becker war natürlich auch als amtierende Waldfee dabei.

Sommer berichtete voll Anerkennung und Bewunderung davon, was die nur 2500 Einwohner zählende Stadt auf die Beine gestellt hatte, vom Festessen mit 200 Leuten, über die Einbindung des traditionell laufenden 14-tägigen großen Jahrmarktes bis zur Messe und dem großen Festakt. Auf hohem Niveau und sehr schön seien die musikalischen Darbietungen gewesen sowohl von „Music-Factory“ als auch von dem erstklassigen französischen Blasorchester gewesen.

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Besonders bewegt habe der Film der 54 jungen Briloner und Hesdiner, den diese bei einem Treffen in der Jugendherberge Simmerath in nur drei Tagen gedreht hatten. Ein 12minütiger Film über die deutsch-französische Geschichte. Hauptrequisiten: Holzlatten in den jeweiligen Nationalfarben. Holzlatten als Gewehre, als Zäune, als Bücken und schließlich als Möglichkeit der Überwindung von Grenzen. „Solange Städtepartnerschaften von Betreuern und Betreuerinnen ernst genommen werden, werden die jungen Menschen aufspringen.“ Wo Schulen, Städte und Gemeinden mitspielen, könne man solche Begegnungen weiter pflegen, und das sei enorm wichtig bei dem, was sich gegenwärtig in Europa abspiele.

Bildunterschrift:  “Ein Herz und eine Seele”, die Bürgermeister Mario Borremans (Heusden-Zolder), Stéphane Sieczkowski-Samier (Hesdin) und Dr. Christof Bartsch (Brilon). Sie bekräftigten in Hesdin ihr Partnerschaftsversprechen

Quelle: Barbara Aulich

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