Brilon-Totallokal: Christina will Hauswirtschafterin werden
brilon-totallokal:Der 8. November ist der Weltputzfrauentag. „Bitte was“, fragt Christina Steinrücke und lacht: „Den gibt es? Wusste ich nicht.“ Das wissen viele nicht. Putzen ist nicht gerade beliebt. Und die Arbeit von Putzfrauen wird meist wenig wertgeschätzt. Diesen Missstand wollte die Krimiautorin Gesine Schulz beheben: Sie hatte 2004 den Weltputztag am Geburtstag ihrer Romanfigur, der Privatdetektivin und Putzfrau Karo Rutkowsky, ins Leben gerufen. „Das find ich gut“, sagt Christina Steinrücke, und zwar aus gutem Grund: Die 20-Jährige aus Siedlinghausen ist angehende Hauswirtschafterin.
Hauswirtschaft? Klingt altbacken. „Ist es aber nicht“, widerspricht Christina Steinrücke. Sie hat ihr Fachabitur mit Schwerpunkt Ernährung und Hauswirtschaft am Berufskolleg Bergkloster Bestwig gemacht. Danach hat sie sich für eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin entschieden. Die ersten beiden Jahre hat sie in einem Hotel gelernt, dann hat sie die Ausbildungsstelle gewechselt. Seit zwei Monaten gehört sie zum Team um Hauswirtschaftsmeisterin Huberte Mähler vom Seniorenzentrum St. Engelbert. Dort wird beim Rundgang schnell klar: Hauswirtschaft ist nicht altbacken, sondern sehr abwechslungsreich. „Und richtig, also professionell putzen, das kann nicht jeder“, betont Zentrumsleiterin Annette Thamm, die selbst ausgebildete hauswirtschaftliche Betriebsleiterin ist.
Der Rundgang beginnt im Erdgeschoss des St. Engelberts. Dort steht ein bunter Fuhrpark, der von Hand betrieben wird. „Das sind die Putzsysteme“, sagt Hauswirtschaftsleiterin Mähler. Blau, grün, rot, gelb sind die Schubkisten und Tücher. Die augenscheinliche Farbenfröhlichkeit sorgt für systematische Sauberkeit. Rot, beispielsweise, kommt bei der Toilette zum Einsatz. Ein rotes Tuch für jeweils ein WC. „Keimverschleppung“, sagt Annette Thamm, „wird so vermieden.“ Hygiene ist oberstes Gebot in einem Haus, in dem viele Menschen leben. „Hygiene ist ein Schwerpunktthema, aber auch Material- beziehungsweise Textilpflege“, ergänzt Azubine Christina Steinrücke mit Seitenblick zur Engelbert-Wäscherei.
Auch dort finden Praxiseinheiten statt. Es gibt die sogenannte unreine Seite und ihr Pendant, die Saubere. Zwei Bereiche, die strikt durch eine Wand voneinander getrennt sind. Schlagwort: Hygiene. In die Wand eingebaut sind sogenannte Durchlader. Waschmaschinen mit zwei Türen. Unrein kommt die Wäsche rein, sauber kommt sie hinter der Wand wieder aus der Trommel heraus. Gewaschen wird Kleidung von 200 Personen am Tag. Gebügelt und gefaltet auch.
Nächste Station: Die Azubine setzt sich vor den Computer. Hauswirtschaften ist auch Kopfarbeit. Planen. Kalkulieren. Kontrollieren: Hygiene, Qualität und auch Kosten. Betriebswirtschaft gehört zum Lehrplan. Neben dem professionellen Putzen und Waschen steht auch Kochen. 450 Portionen pro Tag werden an einem weiteren Ausbildungsort zubereitet: in der Küche der Caritas-Werkstätten St. Martin am Mühlenweg. Kochen ist Christina Steinrückens Lieblingsmetier. „Und Backen. Das sind auch meine Hobbys neben Skifahren, Zumba und Nähen.“ Heute steht aber eine andere Aktion mit Lebensmitteln an.
Es ist Herbst und im Seniorenzentrum St. Engelbert wird ein Kürbisfest gefeiert. Ja, auch das gehört zum Hauswirtschaften: Feiern organisieren. „Nicht nur Catering, sondern auch Dekoration“, betont die Azubine. Farblehre, Raumausstattung bis hin zur Floristik: Das Auge isst im Volksmund mit. Das gefällt Steinrücke. „Wir arbeiten oft übergreifend im Team, beim Kürbisfest zum Beispiel mit dem Sozialen Dienst.“ Und nicht nur das: Mit Sonja Freitag vom Sozialen Dienst geht es hoch in den Wohnbereich Antonius. Dort werden die Hokkaidos ausgepackt und gemeinsam mit den Bewohnern vom St. Engelbert für das Süppchen zubereitet. Auch das gehört zum Hauswirtschaften im St. Engelbert: Bewohnerkontakt. Und das ist auch gut so, denn „das sind ja die Menschen, für die ich die Arbeit mache und das tue ich wirklich gerne“, schließt Christina Steinrücke.
Info: Hauswirtschaft
Nach ihrer Ausbildung zur Hauswirtschafterin will sich Christina Steinrücke weiterbilden. Sie könnte sich berufsbegleitend einen Meister machen oder sich in ihrem Fach spezialisieren, beispielsweise als Wirtschafterin mit sehr praxisbezogenem Blick auf Budgets und Planungen. Weitere Informationen zur Hauswirtschafts-Ausbildung gibt Zentrumsleiterin Annette Thamm unter Telefon (0 29 61) 9 65 74 98 oder via Mail [email protected]
Quelle: Sandra Wamers, Caritasverband Brilon e.V.