Das Märchen vom „Tischlein deck dich“

Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen „Tischlein deck dich“

brilon-totallokal: In einem fernen Land lebten über viele Jahre arme und reiche Menschen einträchtig zusammen. Den Reichen ging es gut und sie gaben, mehr oder weniger freiwillig, von ihrem Reichtum an die Armen ab. Das nannte sich „Soziale Marktwirtschaft“. Eines Tages kam dann Kaiser Gerhard aus dem Hause Hannover an die Macht. Der nannte sich zwar auch sozial, aber war als „Genosse der Bosse“ der Meinung, dass die Armen mehr für ihr Geld arbeiten sollten. Um das zu erreichen, nahm er den Armen und gab den Reichen, damit die für das viele Geld Arbeitsplätze für die Armen schaffen sollten.

Das klappte aber nur zum Teil, denn viele Reiche nahmen das Geld für Spekulationsgeschäfte, oder investierten in Mietshäuser. Damit nahmen sie den Armen, die für wenig Geld für sie arbeiten mussten, das wenige Geld durch hohe Mieten wieder ab. So wurden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Immer mehr Menschen fielen durch das soziale Raster durch und hatten kaum noch genug zu essen…und das in einem der reichsten Länder der Erde! Da kamen ein paar beherzte und gute Menschen auf die Idee, Lebensmittel zu sammeln und an die Armen zu verteilen. Mit diesem „Tischlein deck dich“ gaben sie vielen Menschen zu essen und bewahrten sie vor Hunger.

Eines Tages wurde Kaiser Gerhard gestürzt und Kaiserin Angela aus der Uckermark kam an die Macht. Weil sie aus dem armen Osten des Landes kam, hofften viele, dass sie den Reichen nehmen und den Armen geben würde. Leider war das ein Trugschluss, denn sie regierte immer nur nach dem Motto „Weiter so“ und führte, da sie keine eigenen Ideen hatte, einfach die Politik ihres Vorgängers fort. So wurden die Reichen immer noch reicher und die Armen immer noch ärmer und weil sie viele, viele Jahre regierte wurde ihr Land zunehmend ungerecht.

Eines Tages klopften dann auf einmal viele Flüchtlinge aus fernen Ländern an die Türen des Landes. Weil sie vielfach mit den Waffen, die von den Reichen des Landes in alle Welt verkauft wurden, aus ihrer Heimat vertrieben wurden, kamen sie in das Land, welches ihnen durch die vielen Märchenerzähler der Kaiserin als ein sehr reiches erschien. Die Kaiserin ließ sie auch alle ein und meinte „Wir schaffen das“. Mehr tat sie aber nicht für diese Menschen. So hatten diese Flüchtlinge keine Perspektive in Arbeit und Brot zu kommen und mussten bald auch die Dienste des „Tischlein deck dich“ in Anspruch nehmen.

Das war dann aber einfach zu viel für die guten Menschen, die die Tischlein betrieben. Sie bekamen nicht mehr genug Waren heran und mussten die Notbremse ziehen, weil sie jetzt auch ihre bisherigen Armen nicht mehr bedienen konnten. Darauf folgte ein Aufschrei der Reichen, der Märchenerzähler und der Kaiserin. Sie beschimpften die guten Menschen, die jahrelang mit dem „Tischlein deck dich“ das Versagen des Staates aufgefangen hatten, aufs Übelste.

Das ließen sich die guten Menschen nicht gefallen und bald es gab kein „Tischlein deck dich“ mehr. Leider endet auch dieses Märchen mal wieder ohne „Happy End“.

Ihr Norbert Schnellem

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