Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen
brilon-totallokal: Wir können stolz sein. Eine Stadt im Altkreis belegt bei einem „Ranking“ der IHK gleich die ersten beiden Plätze: „Trommelwirbel“ …and the winner is: Medebach! Leider handelt es sich bei diesem Ranking nicht um die Stadt mit den meisten Millionären oder der am stärksten wachsenden Arbeitnehmereinkommen, sondern um die Stadt mit den marodesten Zufahrtstraßen. Zur Preisverleihung ließ sich sogar einer der politischen Würdenträger aus Düsseldorf in unserer südöstlichen Grenzregion blicken.
Mit einem gut gefederten Bus lies sich NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst die bestplatzierten Landstraßen L 740 von Winterberg nach Küstelberg und L 617 von Medebach nach Hesborn zeigen. Sinnvoller wäre es sicher gewesen, den Düsseldorfer Politiker auf einem schlecht gefederten Drahtesel den Straßenzustand direkt an seinem verlängerten Rückgrat spüren zu lassen. So erfolgten nur ein paar ministerielle Absichtserklärungen und der hohe Besuch trat die Heimreise zu den gut ausgebauten Straßen in der Landeshauptstadt an.
Vor einigen Jahren schrieb ich an gleicher Stelle über einen ähnlichen Termin in der Hansestadt. Damals ging es um den Ausbau der L 740 von Medebach zur hessischen Landesgrenze. Dieser Ausbau ist inzwischen erfolgt, nur wie? Die Fahrbahnbreite lässt es kaum zu, dass ein LKW und ein Traktor sich begegnen, ohne dass einer der beiden seinen Außenspiegel riskiert. Nach Aussagen der Verantwortlichen von Straßen NRW entspricht das Maß der Fahrbahn exakt den Vorschriften für Landstraßen dieser Kategorie.
Die tatsächliche Nutzung der Straße als Hauptverkehrsader eines wichtigen Industrie- und Tourismusstandortes wurde dabei offensichtlich komplett außer Acht gelassen. So bleibt abzuwarten, wie und vor allen Dingen wann, Düsseldorf den Ausbau der jetzt prämierten Buckelpisten in Angriff nehmen wird. Bis dahin kann man sich damit helfen, dass man die Anlage im Auto voll aufdreht um die Schläge in der Achse und die Reifengeräusche zu übertönen. Mein Musiktipp hierzu: AC/DC – Highway to hell! Der Minister wird sicher froh sein, diese Hölle wieder mit heiler Haut verlassen zu haben. Zurück bleiben die heimischen Firmen, die LKW-Fahrer und die zahlreichen Pendler. Können die sich jetzt auf ihre Politiker verlassen oder bleibt diese Region weiterhin von der Politik verlassen?
Ihr Norbert Schnellen