Straßen.NRW informiert über Planungsstand der B7n

Brilon-Totallokal: Klares Votum für Variante I

brilon-totallokal: Brilon/Olsberg. Noch schauen die Bürgerinnen und Bürger aus Altenbüren und Antfeld in die Glaskugel. Eine offizielle Vorzugsvariante der B7n ist noch nicht in Sichtweite. Auch wurde am Donnerstag auf der ersten informellen Bürger-Informationsveranstaltung, zu der Straßen.NRW in die Altenbürener Schützenhalle geladen hatte, deutlich, dass ein großer Teil der Bürgerinnen und Bürger sich für Variante I entschieden haben – weit weg von Wohngebieten. 250 Gäste aus Altenbüren, Antfeld und Brilon folgten der Einladung, um sich über den aktuellen Stand der Planung und das weitere Vorgehen zu informieren und zu diskutieren. 15 Mitarbeiter von Straßen.NRW standen ihnen als Ansprechpartner für Fragen zur Seite. Die Veranstaltung war der Start einer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zur Findung einer Vorzugsvariante.

Vier Varianten stehen nach dem Streckenabschnitt Nuttlar-Altenbüren ab Höhe der Kreisstraße K57 (Richtung Scharfenberg) zur Auswahl. Die Variante I führt nördlich an der Hochspannungsleitung durch das Aatal an Altenbüren vorbei und mündet in der B 480 (Möhnestraße). Die drei weiteren verlaufen durch die Haar, münden zunächst in Höhe des Busdepots (Kreuzung B7, mit Abfahrtmöglichkeit aber ohne Auffahrtmöglichkeit von Brilon aus) und führen dreispurig über die Umgehungsstraße Richtung Brilon bis etwa zur Einmündung der Scharfenberger Straße. Von dort führt ein Abzweig hinter Mercedes Witteler her auf die Möhnestraße/B480 (gleichzeitig Zu- und Abfahrt). Die Knotenpunkte des zweiten Streckenabschnittes befinden sich auf der K57 oberhalb der Kreuzbergstraße (ebenfalls Zu- und Abfahrt).

Planungsauftrag vom Bund bedeutet „eine planerische Höchstgeschwindigkeit“

„Keine Variante wird keine Variante sein. Der Bundestag hat beschlossen: Die Straße kommt.“, stellte Projektleiter Lars Voigtländer (Abteilung Planung) vom Landesbetrieb Straßenbau NRW in seinem Vortrag, der den großen Rahmen der Planung darstellte und gleichzeitig zur Diskussion mit Experten einlud, klar. Bei der B7n existiert ein sogenannter „vordringlicher Bedarf“ (VB), da Antfeld und Altenbüren einerseits sehr starken Verkehrsbelastungen ausgesetzt sind, andererseits das Sauerland über die Fernstraße von der A445 bis zur A33 besser erschlossen werden soll. Der Planungsauftrag kommt vom Bund und dieser vergibt den Auftrag zur Engpassbeseitigung im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes (Planungsinstrument des Bundes für den Verkehr), der alle 15 Jahre fortgeschrieben wird, an das Verkehrsministerium des Landes, welches einen Masterplan aufsetzt. Die Umsetzung der Trasse von Nuttlar nach Brilon (Verlängerungsstück A46) soll in 10 bis 15 Jahren beginnen. „Eine planerische Höchstgeschwindigkeit. Unser Ziel ist der Bauauftrag“, erklärte Voigtländer.

Vorzugsvariantenfindung ist ein schwieriges Unterfangen

Der Raubwürger, die Feldlerche und der Neuntöter sorgen dafür, dass die Variante I  ausgesprochen schwierig umzusetzen ist. Denn die Habitate der vom Aussterben bedrohten Vogelarten sind streng geschützt. Für eine Umsiedlung müssten ortsnah 100 Hektar Offenland zur Verfügung stehen, was so gut wie unmöglich ist. Variante I sei also vermutlich nie umsetzbar, erläuterte der Planungsverantwortliche. Aber auch die anderen Varianten seien wegen der Naturschutz-Gebiete nicht einfach umsetzbar, seien nicht frei von Nachteilen und lösen Betroffenheit aus. Die Voruntersuchungen zur Findung einer Vorzugsvariante stellen ein schwieriges Unterfangen dar.

Die drei Türme der Variantenuntersuchung: Verkehr, Mensch und Natur, Öffentlichkeit

„Gefühlte 1000 Kriterien und mehr sind es, um die einzelnen Varianten zu untersuchen. Einzelkriterien werden zu Hauptkriterien zusammengefasst, sogenannten ‚drei gleichwertigen Türmen‘“, erläuterte Projektleiter Voigtland.
Der erste Turm stellt die verkehrliche Sicht dar. Dabei geht es um den Planungsauftrag, eine zügige und leistungsfähige Linienbestimmung mit wenigen Störungen herzustellen. Der Auftrag laute nicht, „Plant eine Straße“, sondern „Plant eine Bundesstraße für den Fernverkehr“. Voigtländer sieht die Variante I als verkehrstechnisch beste Lösung, aber umwelttechnisch als die schwierigste an.
Beim zweiten Turm „Mensch und Natur“ stehen Umweltverträglichkeitsstudien (UVS) der einzelnen Variantenvorschläge im Vordergrund. Diese sind noch nicht abgeschlossen.

Als dritter Turm kommt die Öffentlichkeit hinzu. Dabei geht es im ersten Schritt um Planungsdialoge mit den Bürgerinnen und Bürgern zur Findung einer Vorzugsvariante und im Rahmen des späteren  Planfeststellungsverfahrens um den formalen Ratsbeschluss in den Kommunen. Zunächst sollen die Bürgerinnen und Bürger ein Feedback in Form von Anregungen zu den Planungen geben. Viele nutzten bereits die ausliegenden Bögen, um ihre Einwände zu den Varianten direkt vor Ort mitzuteilen.   „Im Herbst erfolgt der eigentliche Planungsdialog mit Infos an Sie von uns über die Presse, über Bürgerdialoge, Veranstaltungen für Ratsmitglieder bis hin zum WhatsApp-Kanal. Wir werden ein Konzept ausarbeiten, wie wir das machen wollen“, versprach Voigtländer.

Auf der Suche nach Lösungen – Stimmen der Bürger

„Schwierig, aber nicht unmöglich“ war die Aussage, die bei den Teilnehmenden Hoffnung für Variante I auslöste und für Diskussionen sorgte.

Landwirt Friedrich Bals aus Altenbüren sprach sich klar für die Variante I aus. Bei den anderen Varianten fehle ihm die Berücksichtigung des Menschen bei den Umweltbetrachtungen. In Bezug auf die Windräder: „Wenn die Vögel heute noch dort sind, dann tut die Straße denen auch nichts.“

Auch Landwirt Josef Homann vom Aussiedlerhof Rote Kuhlen bevorzugt die Variante I: „Alle anderen Varianten sind für uns nicht akzeptabel. Die Natur ist bereits zerstört. Die Vögel sind durch die Windräder bereits alle verschwunden. Bei den anderen Varianten müssen Schallschutzwände aufgestellt werden, denn der Schall geht ins Dorf.“

Landwirt Anton Sauerwald ist der Meinung, der Raubwürger habe genügend Ausweichflächen Richtung Kallenhardt, Rüthen und Brilon und die Straße würde ihn bestimmt nicht stören. Daher favorisiert auch er die Variante I. Alles andere mache keinen Sinn.

Ein Altenbürener schlug vor, auf die Straße einen „Deckel“ zu machen.

Wie denn das Verkehrsaufkommen in den nächsten 20 Jahren aussehen würde, fragte ein Besucher.

Michaela Bals aus Altenbüren schlug vor, die Fünf-Jahres-Frist der landschaftsökologischen Untersuchungen vorzuziehen.

Auch Winfried Rampe vom Verein für Umwelt und Naturschutz Hochsauerland (VUNH) schlug vor, anstatt im Schatten zu boxen im ersten Schritt die Sachlage mit den Raubwürgern zu klären, im Planfeststellungsverfahren dann Landschaftsökologen und Biologen hinzuzuziehen. „Prüfen und Reden“, so Rampe.

Antworten der Experten – Schwerlastverkehr steigt um 50 Prozent, Raubwürger vom Aussterben bedroht

Neben Voigtländer standen vier weitere Experten Rede und Antwort. Die Konflikte werden gesehen, der Mensch werde berücksichtigt, aber auch die anderen Schutzgüter müssen betrachtet und bewertet werden, so die Fachleute. Der Raubwürger sei vom Aussterben bedroht, es gebe nur noch 20 Brutpaare in NRW. Darum sei man verpflichtet, einen vorgezogenen Ausgleich zu schaffen. Die Brutvogelkartierungen finden alle fünf Jahre statt, im kommenden Jahr werden neue Untersuchungen durchgeführt. Es sei vorgesehen, die Kartierung zu aktualisieren. Das werde noch vor der Entscheidung für eine Vorzugsvariante geschehen. Windenergieanlagen hätten keine Effekte auf den Raubwürger, da er tief fliegt. An Recht und Gesetz müsse sich gehalten werden. Weder eine oberirdisch abgedeckte Straße noch eine Untertunnelung würde rechnerisch einen Sinn ergeben.

„Der Trend geht zu längeren Fahrten, damit weiteren Zunahmen auf Bundesstraßen, insbesondere der Schwerlastverkehr wird steigen“, erläuterte Dipl. Ing. Friedhelm Kossmann. Auf der B7 sei eine Zunahme um etwa 50 % mehr Schwerlastverkehr in den nächsten 20 Jahren zu erwarten. Innerörtlich werde man dagegen einen Rückgang feststellen. Variante I sei aus topographischer Sicht gut wegen des geordneten Abflusses des Verkehrs.

Stimmen der Politiker – Klare Aussprache für erneute Prüfung der Variante I

Bürgermeister Wolfgang Fischeraus Olsberg appelliert an Straßen.NRW: „Sie sollten relativ schnell untersuchen lassen, wie es mit dem Raubvogelvorkommen und dem der Feldlerche aussieht. Projekte dieser Größenordnung werden Klagen mit sich ziehen. Variante I ist die kürzeste und hat den geringsten Flächenverbrauch. Aber auch Umweltbelange müssen berücksichtigt werden. Jetzt gilt es Dampf zu machen. Dafür ist das heute ein guter Auftakt. Wir sollten einen Schwerpunkt darauf setzen, wie wir diese Konflikte gelöst bekommen und eine zweite Variante im Gepäck haben.“

Für Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartschist die Variante I alternativlos. „Die verkehrliche Entscheidung ist nur bei Variante I sinnig. Wir schieben ansonsten den Verkehr dahin, wo schon Verkehr ist.“

Ortsvorsteher Manfred Gökeaus Altenbüren lobte den Einsatz von Straßen.NRW, die Bürger umfassend zu informieren und zu beteiligen. „Wir müssen nun die geologischen Gutachten abwarten.“

Im Anschluss an Vortrag und Diskussion nutzten viele Besucherinnen und Besucher nicht nur die Möglichkeit, sich an vier Themeninseln (Planungsablauf, Verkehr, Mensch und Umwelt, Technische Planung) umfassend zu informieren und die Fachkompetenz der 15 Experten zu nutzen. Auch die  Fragebögen mit Ideenvorschlägen und Kritik wurden gut genutzt

Ergebnisse Verkehrsgutachten (Verkehrsuntersuchung SSP-Consult Köln)

  • Die Ortslagen Antfeld und Altenbüren werden durch die B7n nachhaltig entlastet. Die Entlastung westlich der K15/Olsberg-Altenbüren (Antfeld) liegt in der Größenordnung von -9.000 Kfz/24h, es verbleiben weniger als 2.000 Kfz/24h. Östlich der K15 (Altenbüren) verbleiben je nach Planfall 6.000 bis 9.000 Kfz/24h.
  • Die Ortslage Altenbüren im Zuge der Kreuzbergstraße wird in den Planfällen mit ortsferner Führung (Variante I) der B7n um rund +2.000 Kfz/24h stärker belastet als heute. Ursache ist die fehlende Möglichkeit, im Bereich des Busdepots von der B7n nach Brilon abzufahren.
  • Die K15 kann in Planfällen mit ortsnaher Führung (Varianten II bis IV) der B7n um rund 1.000 Kfz entlastet werden.
  • Der mögliche „Wegfall“ der beiden vorhandenen Anschlüsse Mühlenweg und Rixener Straße zugunsten eines leistungsfähigen Ausbaus der vorhandenen B7 hat nur geringe Auswirkungen auf die Ortslage Brilon.

Quelle: Silke Nieder

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