Außerplanmäßige Mittel für den Forst notwendig
brilon-totallokal: Zur 58. Sitzung des Rates der Stadt Brilon, hatte der Bürgermeister Dr. Christof Bartsch in den Bürgersaal des Rathauses der Stadt Brilon geladen. Die Tagesordnung umfasste sieben Punkte im öffentlichen und fünf Punkte im nicht öffentlichen Teil. Zum Tagesordnungspunkt zwei stellte Ratsherr Loos den Antrag die Punkte 2.1 und 2.2 der nicht öffentlichen Sitzung in die öffentliche Sitzung zu legen, da es im Interesse der Öffentlichkeit liege, sowohl den Jahresabschluss 2018 des Städtischen Krankenhauses Maria Hilf Brilon gGmbH, als auch die Anweisung des Rates an das Mitglied der Gesellschafterversammlung zum Abstimmungsverhalten in der Gesellschafterversammlung über den Jahresabschluss 2018. Die Abstimmung hierzu ergab bei vier ja Stimmen und der mehrheitlichen Ablehnung, zu diesem Punkt die Beibehaltung der Tagesordnung.
Bürgermeister Dr. Bartsch teilte, wie bereits vorher öffentlich bekannt gegeben mit, dass die geplante Vorstellung des LANUV-Gutachtens „Magergrünland östlich Petersborn“ nicht stattfinden kann und die Tagesordnung 2.1 öffentlicher Teil, um diesen Punkt verkürzt wurde. Hierzu stellte Ratsherr Loos den Antrag dieses Gutachten vorher zur Verfügung zu stellen, um eine bessere Vorbereitung der Ratsmitglieder zu ermöglichen. Der Bürgermeister sagte zu, entsprechende Kontakte diesbezüglich zu LANUV in die Wege zu leiten.
Bürgermeister fordert Paradigmenwechsel für den Wald
Um diesen Umbruch und die notwendige Entwicklung im Wald zu gestalten, müssen mehrere Verantwortungs- und Zuständigkeitsebenen wirken. Hierzu sind bereits am 23. August mit Landesverantwortlichen in Bonn Gespräche geführt worden. Bundesweit sind allein durch den Borkenkäferbefall 20.000 Hektar betroffen. Die Länder Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben einen Masterplan entwickelt zur Schadenbeseitigung, für den Waldumbau und zur Waldbrand Bekämpfung. Um diesen Punkten den notwendigen Raum zu geben ist der vom Bürgermeister angesprochene Paradigmenwechsel notwendig. Die Forderungen zur Rettung der Waldbestände, die noch nicht befallen sind und zur Schadenaufarbeitung und Neuanpflanzung sind bei Bund und Land angekommen. Beide Seiten stellen ca. 800 Millionen Euro ad Hoc zur Verfügung.
Das ist keine Krise mehr, das ist eine Katastrophe
Dr. Gerrit Bub, Leiter Stadtforstbetrieb wies daraufhin das die seit dem Sommer 2018 über mehrere Monate angehaltene Dürre die Basis für die extreme Ausbreitung des Borkenkäfers war und die zur Zeit immer noch anhaltende Trockenheit die Population der Borkenkäfer explosionsartig ansteigen lässt. In Deutschland, so Dr. Bub, sind ca. 110.000 Hektar durch Trockenheit und Borkenkäfer verloren. Wenn keine Stürme im Winterhalbjahr hinzukommen, können wir auf Besserung hoffen. Mit leiser Stimme fügte er hinzu: aber die Stürme werden kommen. Den Bäumen fehlt das Wasser, um sich gegen den Borkenkäfer wehren zu können. Selbst die Hoffnung, dass große, geschlossene Fichtenbestände dem Borkenkäfer widerstehen erfüllte sich nicht, da auch hier durch die anhaltende Trockenheit die Widerstandsfähigkeit der Fichten gelitten hat. Befiel im Wesentlichen der Borkenkäfer das liegende Holz, so befällt er jetzt auch das stehende Holz. Das, so Dr. Bub: „ist keine Krise mehr, das ist eine Katastrophe“.
Wer mit offenen Augen die Wälder links und rechts der Straßen beobachtet, kann nicht nur einzelne braune Fichten sehen, sondern nahezu großflächige Felder, die befallen und verloren sind. Laut Dr. Bub geht von diesen Bäumen keine Gefahr aus, jedoch stellen sie ein Risiko für den angrenzenden Bestand dar, da sie nicht mehr standfest sind und daher unkontrolliert umfallen können. Gerade an Straßenrändern ist hier ein Gefahrenpunkt, der gemäß der Verkehrssicherungspflicht zu beachten ist und das heißt Einschlag. Diese Katastrophe wird nach Einschätzung des Landesbetriebes Wald und Holz noch bis voraussichtlich 2021 anhalten.
Seit mehreren Monaten arbeitet der Stadtforstbetrieb bereits daran die Situation in den Griff zu bekommen und entsprechende Brutnester aufgearbeitet und im Anschluss gegen Käferbefall behandelt werden. Zurzeit werden vermehrt erkrankte Bäume entnommen. 90 Prozent des Einschlages fallen auf die Fichte. Dadurch ist der Einschlag dieser Art bereits mit 53.000 Festmetern über dem Ansatz von 33.000 Festmetern. Für dieses Jahr rechnet der Forstbetrieb mit einem weiteren Einschlag von 40.000 Festmetern. Täglich werden derzeit 300 Festmeter eingeschlagen. Mit eigenem Personal ist dieser Aufwand jedoch nicht zu leisten. Die Preise für den Holzeinschlag und die Holzrücken sind im Laufe des letzten Jahres deutlich gestiegen und wirken daher auf die Gesamtkosten. Die durchschnittliche Preissteigerung beträgt ca. 30 Prozent.
Für die Aufforstung ist momentan die Douglasie der scheinbar einzige Baum, der dem Klimawandel widersteht. Die notwendige Schadenprofilaxe heißt Waldumbau, der eine hohe Qualität an Arbeit erfordert. Um bis zum Jahresende Handlungsfähig zu bleiben benötigt der Stadtforstbetrieb für Aufwendungen für den Holzeinschlag durch Unternehmer, Aufwendungen für die Holzrücken, sowie für die Behandlung und Bewertung von Holz gegen Käferbefall 500.000 Euro und für die Beschaffung der auszuschreibenden Pflanzen (Douglasie) 100.000 Euro. Dem Vorwurf des Ratsherrn Loos, dass dieses Vorhersehbar bereits im Jahre 2018 war und die BBL daher schon damals die heute im Raum stehenden Summen forderte und daher viel Zeit verloren ging, wies Dr. Bub energisch zurück. „Die Situation war nicht erkennbar.
Wir haben auf kühles Klima gehofft, und der Mai hat zum Teil auch unserer Hoffnung entsprochen, jedoch der Juni, der heißeste Monat seit der Wetteraufzeichnungen“ verstärkte die bestehende Trockenheit noch weiter Die Unmengen an befallenem Holz waren nicht erkennbar und sind als Unkalkulierbarer Holzeinschlag mit 70.000 Festmetern anzunehmen. Ob diese Mengen vom Markt angenommen werden ist fraglich.
Holzpreise im freien Fall und Sägewerke haben Kapazitätsauslastung
Da zurzeit alle auf den Markt drängen, ist der Preisverfall gegeben. Waren in der Vergangenheit 92,00 Euro pro Festmeter im Leitsortiment 2b+ erhältlich, ist er nunmehr auf 40,00 Euro je Festmeter gefallen. Ist das Holz vom Käfer befallen, ist noch mit einem Abschlag von 30 Prozent zu rechnen, dieser Abschlag hat sich gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent erhöht. Das heißt minus 12,00 Euro auf dann 28,00 Euro je Festmeter. Daher ist mit einem Minderertrag aus dem Holzerlös bis mindestens 2021 zu rechnen. Dr. Bub stellte fest das unter diesen Umständen nicht davon ausgegangen werden kann, dass das Einnahmesoll von 2.600.000 Euro erreicht wird.
Da die Sägeindustrie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr in der Lage ist zusätzlichen Holzmaßen abzunehmen, bleiben die aufgearbeiteten Holzmaßen bis auf unabsehbare Zeit im Wald liegen und können nicht verkauft werden. Darüber hinaus kann das vom Borkenkäfer befallene Holz nicht nass gelagert werden, da es dann faulen würde.
Der Beschlussvorschlag dem Stadtforstbetrieb überplanmäßig 600.000 Euro bereitzustellen wurde einstimmig angenommen.
Einstellungsverfahren und Beamtenstellen
Da es für die Stadt Brilon immer schwieriger geworden ist geeignete Bewerberinnen und Bewerber für die Verwaltung zu finden, soll nun nach Jahren der Einsparung von Beamtenstellen dieser Bereich wieder zugänglich sein. Mehr Auszubildende können das Problem nicht lösen, da aus räumlichen und organisatorischen Gründen nicht mehr als zwei pro Jahrgang, also insgesamt sechs eingestellt werden können. Eberhard Fisch (CDU) schlug vor als Zwischenlösung Angestellte einzustellen und im Einzelfall, nach Zustimmung der Gremien eine Übernahme in das Beamtenverhältnis zu ermöglichen. Ratsherr Loos forderte die Verwaltung auf, mitzuteilen welche hoheitlichen Aufgaben den diese Beamtinnen oder Beamten zu leisten hätten. Der Bürgermeister veränderte die Beschlussvorlage um den Zusatz: „über die Einstellung entscheidet der Haupt- und Finanzausschuss“. Der Beschlussvorschlag bezieht sich auf Beamtenstellen für den mittleren und gehobenen Dienst. Er wurde bei zwei Gegenstimmen angenommen.
Quelle Text: Peter Kasper