Auswirkungen des Klimawandels im Einzugsgebiet der Ruhr sind deutlich zu spüren

 

Ruhrverband und AWWR stellen 47. Ausgabe des Ruhrgüteberichts vor

 

brilon-totallokal: Der Ruhrverband und die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) haben am 18.September 2020 in Essen den aktuellen Ruhrgütebericht vorgestellt. Anlässlich der Veröf-fentlichung der mehr als 230 Seiten starken 47. Ausgabe des Berichts zeigte sich Prof. NorbertJardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, besorgt über die Auswirkungen desKlimawandels im Einzugsgebiet der Ruhr:„2020 ist das zwölfte zu trockene Jahr in Folge und diezehn wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn gab es in den letzten 20 Jahren. Positiv zuvermerken ist, dass die Talsperren des Ruhrverbands das Ruhrgebiet trotz der bereits im drittenJahr anhaltenden extremen Dürre vor Engpässen bei der Trinkwasserversorgung bewahrthaben.“

 

Die Wasserabgaben aus den Talsperren haben im Jahr 2020 ein neues Rekordniveau erreicht. Bisher waren in diesem Jahr Wasserzuschüsse aus den Talsperren an 137 Tagen erforderlich, um den Mindestabfluss an der Ruhr bei Schwerte zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund genehmigte das NRW-Umweltministerium die temporäre Reduzierung der Mindestabflüsse am Pegel in Villigst. Die Absenkphase wurde durch ein umfassendes Monitoringprogramm der Ruhr begleitet, um Hinweise auf mögliche Veränderungen der Gewässerbeschaffenheit zu erhalten. Die Untersuchungen belegen, dass negative Auswirkungen auf die Gewässergüte der Ruhr infolge niedriger Abflusswerte nicht erkennbar sind. Dies ist nicht zuletzt den hervorragenden Reinigungsergebnissen der Kläranlagen des Ruhrverbands zu verdanken. Die Mindestanforderung an die Sauerstoffkonzentration wurde mit Ausnahme von Einzelmessungen im gesamten Ruhrverlauf eingehalten. Die Konzentrationen von BSB5 und TOC hielten ebenso wie die der Kenngrößen Chlorid, Sulfat, Nitrat-Stickstoff, Ammonium-Stickstoff und ortho-Phosphat-Phosphor durchgehend die Anforderungen ein. Für Ammonium-Stickstoff wird auf den ersten 80 Ruhrkilometern sogar ein sehr guter Zustand erreicht. Derzeit wird zwischen dem Umweltministerium, der Bezirksregierung Arnsberg, der AWWR und dem Ruhrverband über einen größeren Handlungsspielraum bei der Bewirtschaftung der Ruhrabflüsse und der Talsperren diskutiert.

 

Baden in der Ruhr – erste offizielle Bewertung bestätigt gute Wasserqualität

An der Badestelle Seaside Beach wurden in der Badesaison 2020 die Grenzwerte für E. coli und für die intestinalen Enterokokken nur an zwei Tagen überschritten, so dass die gute hygienische Wasserqualität das Baden an 69 Tagen ermöglichte. Die erstmalige Bewertung der Wasserqualität im diesjährigen Badegewässerbericht des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) bescheinigt der seit 2017 in Betrieb befindlichen Badestelle „Seaside Beach“ am Baldeneysee eine „gute Wasserqualität“. Dies ist die zweitbeste Bewertung für ein Badegewässer.

 

Talsperren Güteentwicklung und Freizeitnutzung

Seit 40 Jahren hat sich die Trophie, also die Intensität der Algenproduktion, in den Talsperren des Ruhrverbands deutlich verbessert. In den 1980er, aber auch noch in den 1990er Jahren kamen nähstoffreiche (eutrophe) Verhältnisse immer wieder vor. Inzwischen sind die Talsperren sicher als mesotroph (begrenztes Nähstoffangebot) und die Sorpe sogar als nährstoffarm (oligotroph) einzustufen. Dies zeigt sich in der erfreulichen Entwicklung der ökologischen Verhältnisse, wie die Präsenz großer Wasserflöhe, das klare Wasser und dem Lebensraum für Eisvögel.

 

Die Verbesserung des ökologischen Zustands ist auf gezielte Maßnahmen in den Einzugsgebieten der Talsperren zurückzuführen. Beispielsweise wurden Randkanalisationen (Bigge- und Sorpetalsperre) gebaut und in die Talsperren einleitende Kläranlagen an größere, unterliegende Anlagen angeschlossen. In anderen Bereichen wurden die Kläranlagen erweitert, um Phosphate und Stickstoff gezielt aus dem Abwasser entfernen zu können. Mit der Landwirtschaft wurden Kooperationen zur Optimierung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenbehandlungsmitteln eingegangen und über die fischereiliche Bewirtschaftung erfolgte eine gezielte Verbesserung der Artenzusammensetzung in den Talsperren.

 

Die Attraktivität der Talsperren als Naherholungsziel ist für das Sauerland zu einem wichtigen Tourismusfaktor geworden. Aufgrund ihres klaren Wassers sind sie als Bade-, Sport- und Freizeitseen sehr beliebt, was im „Coronasommer 2020“ an einigen Stellen auch zu chaotischen Zuständen bei der Anreise und an den Ufern geführt hat.

 

Quelle: Markus Rüdel – Ruhrverband

 

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