Briloner Heimatbund und Museum Haus Hövener bieten eine digitale Ausstellung zum Bombenabwurf am 10. Januar 1945
brilon-totallokal: Heinz Bange war damals zehn Jahre alt und kann sich an den Bombenabwurf auf Brilon am 10. Januar 1945 noch genau erinnern. Es war ein Wintertag mit strahlend blauem Himmel, als 14 Bomber Brilon in Richtung Edersee überflogen und umkehrten. Der Zeitzeuge Heinz Bange, damals Krumme Straße, kann sich noch genau an den Masterbomber mit dem Zielgerät erinnern. Er weiß auch die Häuser, die zerstört wurden und kennt die Namen der 37 Toten, darunter die der 13 Kinder. Franz-Josef Weber berichtet von einer Bombe, die mitten in den Kreuzgang der Propsteikirche einschlug. Karl-Heinz Schleich erinnert sich, dass die Kinder in der Niederen Mauer rodelten.
Als die Bomben einschlugen, entwickelte sich eine Druckwelle, durch die er und weitere Kinder zu Boden gerissen wurden und weinend nach Hause liefen. Frau Becker aus der Schreinerei Hilleckenbach berichtet von dem Chaos auf der Derkeren Straße und ist heute noch dankbar, dass ihre Familie großes Glück gehabt habe und alle Familienmitglieder und die Schreiner überlebten. Karl-Heinz Schreckenberg wohnte damals unterhalb des Derkeren Tores. „Bei Voralarm gingen wir nie in den Keller, weil nie etwas geschah.“ Als dann doch Bomben fielen, versuchten alle, den Keller zu erreichen.
Der ganze Angriff dauerte keine fünf Minuten. Hans-August Ehls war damals 14 Jahre alt. Er hat den Anflug der Flugzeuge und das Setzen des Angriffszeichens mitbekommen. Dann ertönte der Vollalarm. Im Keller hörte man in kurzer Zeit zahlreiche Explosionen.
Nach der Entwarnung lief er auf die Bahnhofstraße und sah den Marktplatz mit Steinen übersät. Im Krankenhaus Maria-Hilf in der Königstraße lagen auf allen Gängen Verletzte. Einen eindrucksvollen Zeitzeugenbericht steuert Helga Roeder, geb. Moß, bei. Sie war damals sechs Jahre alt. Das Haus ihrer Großmutter wurde getroffen und mit einem Mal waren sieben Menschen tot, darunter ihre Großmutter und ihre Schwestern. Nur eine Überlebende konnte aus dem Haus gerettet werden. Ihr Vater war fünf Jahre und einen Tag früher als Soldat gestorben. Till Kornemanns Vater, der Kunstmaler Franz Kornemann, hat das Inferno als Gemälde festgehalten. Es hängt heute im Feuerwehrgerätehaus. Gut, dass die Zeitzeugen ihre Erlebnisse noch schildern konnten. War das Wehrertüchtigungslager in der Engelbertschule das eigentliche Ziel? Das wird in Brilon allgemein vermutet und von den Zeitzeugen geteilt. Oder gab es einen anderen Grund für die Bombardierung?
Der Briloner Heimatbund und das Museum Haus Hövener geben den damaligen Opfern in einer digitalen Ausstellung im Internet unter www.haus-hoevener.de mit Fotos und Totenzetteln ein Gesicht. Es sind auch alle Fotos von Pater Wigge, der damals unter Lebensgefahr fotografierte, von den zerstörten Häusern zu sehen,
Quelle: Carsten Schlömer – Museum Haus Hövener