Die Briloner Leuchten GmbH, die seit 40 Jahren den Stadtnamen in die Welt trägt, verlässt endgültig ihren Gründungsort.
brilon-totallokal: Das prosperierende Unternehmen verlagert auch seinen Stamm- und Verwaltungssitz mit 280 Arbeitsplätzen. Es hinterlässt in Brilon eine Lücke, die sich nicht nur im Verlust von Steuergeldern bemisst, sondern sich auch in einer schwindenden Attraktivität des lokalen Arbeitsmarktes niederschlagen dürfte.
Für das 20.000 Quadratmeter große Grundstücksareal mit den 4.000 Quadratmeter großen Hallen und 2.000 Quadratmetern Büro- und Ausstellungsfläche wurde inzwischen ein Käufer gefunden. Nach Auskunft des Gewerbe- und Industriemaklers Thomas Kaefer (Universal-X GmbH), der mit der Vermarktung beauftragt war, handelt es sich um ein Großunternehmen aus dem hiesigen Raum, Genaueres lässt Kaefer sich jedoch nicht entlocken. Auch über den Kaufpreis bewahrt er Stillschweigen, es lassen sich jedoch Vermutungen anstellen: Angeboten wurde das Areal für 4,6 Millionen Euro.
„Natürlich ist es ein schöner Erfolg, dass wir einen Käufer gefunden haben, obwohl die Unternehmen in den jetzigen Pandemiezeiten eher verhalten sind, was große Veränderungen und Investitionen betrifft.“ Trotzdem ist die Freude des Immobilienexperten nicht ungetrübt: „Als gebürtiger Briloner fühle ich mich der Stadt verbunden und finde es sehr bedauerlich, dass uns unnötigerweise ein so gesundes, zukunftsorientiertes Unternehmen verlorengeht. Hätten Stadtspitze und Wirtschaftsförderung damals regionale Immobilienexperten eingebunden, als Briloner Leuchten zusätzliche Flächen suchte, hätte man das Unternehmen mit Sicherheit am Standort halten können.“
Aber auch wenn im Rückblick vieles hätte besser laufen sollen, ist es für den Geschäftsmann Kaefer keine Frage, dass er den Blick immer in die Zukunft richtet: „Nachdem nicht mehr zu verhindern war, dass Briloner Leuchten unwiderruflich an einen anderen Standort geht, habe ich überlegt, wie man wenigstens die infrastrukturellen Möglichkeiten vor Ort möglichst nachhaltig nutzen könnte.“ Die Rede ist von einer Idee, die Kaefer gemeinsam mit dem Immobilieninvestor Wilhelm Mormann entwickelte. Auch Mormann ist in Brilon kein Unbekannter: Nach der Insolvenz der Dickel Bau GmbH hatte Kaefer das Dickel-Verwaltungsgebäude an Mormann vermittelt, und dann das heutige Briloner Finanzamt dort angesiedelt.
Mit Unterstützung des Architekten Andreas Kraft entwarfen Mormann und Kaefer einen Umbauplan für das Gebäude der Briloner Leuchten: Zunächst sollte es eine Zwischennutzung als Schulgebäude geben, und auch eine anschließende Nutzung als Büros hatte Makler Kaefer schon in petto. „So hätten wir mehrere Probleme gleichzeitig gelöst“, erklärt Kaefer. Für das stark mit PCB belastete Gebäude des Briloner Gymnasium ist eine Totalsanierung oder ein Abriss und Neubau unvermeidlich. Kaefer plädiert eindeutig für Letzteres: „Bei einem Neubau kann man die Kosten klar kalkulieren und begrenzen, und man weiß, wie lange das Ganze dauert. Eine Sanierung bei laufendem Betrieb wird sich dagegen über Jahre hinziehen. Und bei so einem Projekt kann niemand im Voraus sicher sagen, welche Probleme sich unterwegs auftun können. Da können die Kosten schnell durch die Decke gehen.“ Morman und Kaefer konnten zeigen, wie gut sich das Gebäude der Briloner Leuchten als zeitweiliges Schulgebäude geeignet hätte: Von den Unterrichtsräumen in denselben Größenverhältnissen über die Mensa bis zu den Sportflächen im Außenbereich passte alles. Auch an einen Shuttleverkehr zu den Turnhallen wurde gedacht.
Kraft und Mormann stellten ihren Plan Bürgermeister Bartsch und dem Beigeordneten Huxoll vor, diese brachten ihn jedoch nicht einmal zur Diskussion in die politischen Gremien. „Wir bekamen erst auf unsere Nachfragen überhaupt eine Reaktion. Ein Sachbearbeiter teilte uns mit, man sei nicht interessiert.“ Aus Kaefers Sicht wurde damit erneut eine Chance vertan: „Wenn man so ambitionslos agiert und sich in den 2020er Jahren immer noch auf dem ausruht, was hier in den 1980er Jahren unter Stadtdirektor Schüle aufgebaut wurde, gefährdet man die Vielfalt der hiesigen vitalen, erfolgreichen und namhaften Unternehmen. Die Verwaltungsspitze und die politischen Gremien sollten die Abwanderung der Briloner Leuchten unbedingt als Warnschuss verstehen!“
Fotocredits: INDUSTRIE IMMOBILIEN KAEFER
Quelle: INDUSTRIE IMMOBILIEN KAEFER