IG Metall: Vorwürfe der Bequemlichkeit spalten die Gesellschaft
Stahl-Verhandlungsführer Giesler: „Work-Life-Balance ist doch kein Schimpfwort“ – Prophylaxe gegen politische Extreme. Die IG Metall hat Wirtschaft und Politik gewarnt, Deutschland durch Vorwürfe der Bequemlichkeit immer tiefer zu spalten. „Aussagen zur mangelnden Leistungsbereitschaft tragen nur dazu bei, die Gesellschaft stärker zu polarisieren“, sagte Knut Giesler, Verhandlungsführer für die nordwestdeutsche Stahlindustrie, im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Manche Menschen seien der Meinung, Work-Live-Balance sei ein Schimpfwort. Das Gegenteil sei richtig. Deutschland sei „kein Land, in dem sich alle ausruhen, die Arbeit ist hoch getaktet“, sagte der Gewerkschafter. Der Kampf gegen die Überlastung der Menschen beuge deswegen „politischen Extremen jeder Art“ vor.
Vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde in der Stahlbranche in dieser Woche hält die IG Metall an der geforderten Arbeitszeitverkürzung auf eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich fest. „Die andauernden Anstöße für mehr Leistungsbereitschaft kommen immer von jenen, die in der privilegierten Lage sind, selbst bestimmen zu können, wo ihre Belastungsgrenzen sind. Das können Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, nicht“, betonte Giesler in der NOZ.
Der IG Metall-Verhandlungsführer bezog sich unter anderem auf Äußerungen des Stahlunternehmers Jürgen Großmann, wonach Deutschland offensichtlich von einer Leistungs- „in eine Genussgesellschaft“ strebe. Auch CDU-Chef Friedrich Merz und Arbeitgeberverbände haben wiederholt eine Debatte über die aus ihrer Sicht zunehmende Bequemlichkeit der Deutschen angemahnt.
„Ein Herr Großmann kann das aus seiner Position leicht sagen, er kann sich schließlich jede Freizeit dieser Welt erkaufen. Das können Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter nicht“, betonte Gewerkschafter Giesler in der NOZ. Da treffe „letztlich auch heute noch Kapital auf Arbeit“. Es sei der Job der Gewerkschafter, „Arbeitnehmern ein gutes Leben zu gestalten“.
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Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, Redaktion
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