Europäisches Parlament stimmt drastischer Reduktion von F-Gasen zu
Peter Liese: Große Mehrheit für Kompromiss zu F-Gasen / Klimaschutz durch moderne Technologien aus unserer Region und ganz Deutschland / Anliegen des Handwerks aufgenommen / Recycling von F-Gasen muss schnell ausgebaut werden / Energiemanagementunternehmen Eaton aus der Region für Verbot des klimaschädlichen Isoliergas SF6 in Schaltanlagen
Am gestrigen Dienstag hat das Europäische Parlament mit einer großen Mehrheit die Einigung zwischen Parlament, Rat und Kommission zur drastischen Reduktion von klimaschädlichen F-Gasen angenommen (+ 457/- 920 /32). Mit den neuen Regelungen für Schaltanlagen, Kühlgeräte und Wärmepumpen werden bis 2030 40 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart. Das entspricht den Emissionen von Irland, Schweden oder Portugal oder etwa 20 Millionen Autos.
Dazu erklärte der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Liese: „So funktioniert Klimaschutz mit der Wirtschaft. Wir haben auf die Betroffenen gehört und den Vorschlag entsprechend angepasst. Unternehmen aus unserer Region und ganz Deutschland sind führend bei der Bereitstellung der alternativen modernen Technologien zum Klimaschutz. Schon vor zwei Jahren kam das Energiemanagementunternehmen Eaton aus dem Kreis Soest auf mich zu und bat darum, das klimaschädliche Isoliergas SF6 in Schaltanlagen komplett zu verbieten, weil es schon Alternativen gab. Mit den überarbeiteten Regeln zeigen wir also der Welt, wie Klimaschutz zusammen mit der Wirtschaft gelingen kann.“
Dirk Kaisers, Segment Leader Distributed Energy Management EMEA, Eaton GmbH erklärte: „Die heutige Anpassung der F-Gas-Verordnung ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. So kann sichergestellt werden, dass die Integration von Erneuerbaren Energien ohne SF6-Gas erfolgt. Es wäre wünschenswert das die Industrie die ab 2026 verpflichtenden Regularien schon jetzt umsetzt. Jedes vermiedene Treibhausgas zählt!“
Bei anderen Punkten musste die EVP jedoch auch nachsteuern, erklärte Liese, der auch umweltpolitischer Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten,) ist: „Für mich war es gleichzeitig aber auch extrem wichtig, eine Ausnahme für das Handwerk zu bekommen. Der ursprüngliche Vorschlag sah vor, dass Kühlanlagen z.B. in Fleischerei- oder Bäckereibetrieben nicht mehr hätten repariert werden dürfen. Gerade in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten brauchen Handwerksbetriebe bei uns in der Region Investitionssicherheit und bestehende Kühlanlagen müssen nach wie vor gewartet werden können. Daher freut es mich, dass wir dies als EVP durch einen Änderungsantrag im Plenum ändern konnten und die Anlagen weiter mit F-Gasen, vorzugsweise recycelten, betrieben werden dürfen.“ Damit die Ausnahme aber auch wirklich greift und um den Vertrauensschutz für bestehende Anlagen zu gewährleisten, forderte Liese die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, das Recycling von F-Gasen zu fördern: „F-Gase, die nicht recycelt werden, sind natürlich ein Problem für das Klima und können auch ein Problem für die Verfügbarkeit sein. Deswegen muss hier jetzt angesetzt werden. Falls das nicht ausreicht, gibt es eine Revisionsklausel und zurecht weist das Handwerk darauf hin, dass die Klausel genutzt werden muss, wenn durch Recycling nicht ausreichend F-Gase für Reparaturzwecke zur Verfügung stehen.“
Dazu erklärte Katrin Lützenkirchen, Referatsleiterin Umwelt, Klima, Energie, Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH):
„Im Gesetzgebungsverfahren wurden deutliche Verbesserungen erzielt“. Investitionssicherheit für Handwerksbetriebe ist zwingend zu gewährleisten. Das bedeutet, die Politik muss die zugrundeliegenden Annahmen im weiteren Verlauf prüfen und – sollten sie sich nicht bewahrheiten – muss nachgesteuert werden.“
Zum Hintergrund: F-Gase gehören zu den sogenannten Treibhausgasen, die zur Erderwärmung beitragen. Auch wenn F-Gase nur etwa 2,5% an den Treibhausgasemissionen ausmachen, sind sie nicht zu vernachlässigen, denn sie sind bis zu 25.000-mal klimaschädlicher als CO2. Sie werden zum Beispiel in Wärmepumpen, Kühlschränken und elektrischen Schaltanlagen verwendet. Die Einigung sieht nun vor, sie schrittweise durch klima- und umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Europäische Kommission, Ministerrat und Parlament haben sich im Oktober darauf geeinigt, diese Gase zu reduzieren. Am 16.01. hat das Parlament der Einigung zugestimmt.
Zusammen mit der F-Gas-Verordnung wurde auch die Verordnung zu ozonabbauenden Stoffen verabschiedet. Diese Stoffe sind in der EU bereits komplett verboten. Die wenigen Ausnahmen, die es bisher noch gibt, werden jetzt noch besser kontrolliert und stärkere Präventionsmaßnahmen für Leaks getroffen.
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Quelle: Dieter Berger, Europabüro für Südwestfalen und das Hochstift, 59872 Meschede
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