Stichwort der Woche: Dreckschleudern

Stichwort der Woche: Von Norbert Schnellen…

brilon-totallokal:  Endlich ein Wahlkampfthema: Von allen Seiten bekommt die deutsche Autoindustrie jetzt Prügel. Bisher waren gerade die Automobilkonzerne das Hätschelkind der Politik in diesem Lande, auf einmal schlagen Politiker aller Couleur auf sie ein. Was ist passiert, hängen auf einmal nicht mehr Millionen von Arbeitsplätzen an dieser urdeutschen Vorzeigeindustrie? Sicher stehen schwere Vorwürfe im Raum: Die Schummelsoftware, mit der staatliche Kontrollinstanzen und Millionen von Autokäufern über Jahre hinweg hinters Licht geführt worden sind, illegale Absprachen und Versäumnisse bei der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien weisen einen Sumpf auf, der sicherlich trocken gelegt werden muss. Auf der anderen Seite sehe ich den Ruf nach einer schnellen Einführung von Elektroautos und sogar einer Befristung für die Herstellung von Verbrennungsmotoren als einen blinden Aktionismus an, der in eine ökologische und ökonomische Sackgasse führt, denn das Elektroauto ist derzeit sicher keine Alternative für unsere Umwelt.

Auch Elektroautos verbrauchen Energie und der Strom kommt nicht einfach aus der Steckdose. Wenn ich einen 2 Tonnen schweren SUV bei gleicher PS-Leistung mit Strom betreiben will, benötige ich dafür logischerweise auch die gleiche Menge an Energie, nur dass sich dann die Energieerzeugung vom Auto aufs Kraftwerk verlagert. Das bedeutet vielleicht eine kurzfristige Verbesserung der Luft in den schadstoffgeplagten Innenstädten, bei der generellen Ökobilanz ist es jedoch vollkommen egal, ob die Schadstoffe vom Dieselmotor oder vom Kohlekraftwerk erzeugt werden. Für eine Umstellung des gesamten Kraftfahrzeugverkehrs auf regenerative Energie müssten wir jeden freien Quadratmeter Fläche mit Windkrafträdern und Solarparks versehen, was verständlicherweise auch keiner will. Die USA und China als Vorreiter der E-Mobilität schwören hierbei auf „saubere“ Kernenergie, ein Irrweg, den wir Deutschen aus guten Gründen schon verlassen haben. Wie soll aber die Zukunft unserer Mobilität aussehen?

Ein blutiger und gnadenloser Verdrängungswettbewerb der Ölproduzenten beim Ausverkauf der letzten Ölreserven hat dazu geführt, dass der Kraftstoffverbrauch bei der Kaufentscheidung für einen Neuwagen derzeit eine untergeordnete Rolle spielt. Immer größere Fahrzeuge, immer mehr PS und schwere Geländewagen für den Stadtverkehr waren sicher keine nachhaltigen Trends bei der Fahrzeugentwicklung in den vergangenen Jahren. Vom Dreiliterauto, vom Antrieb durch Brennstoffzellen oder ähnlichen Innovationen ist schon seit Jahren keine Rede mehr. Sicherheit und Bequemlichkeit, bis hin zum „automotiven Fahren“, sind die einzigen Antworten „deutscher Ingenieurkunst“ auf die Herausforderungen der Zukunft.

In den siebziger Jahren war der VW-Konzern einer der Hauptsponsoren des „Club of Rome“, der sich damals schon Gedanken über eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe gemacht hat. Hätten die Verantwortlichen damals mehr auf die Wissenschaftler, als auf irgendwelche Kapitalgeber aus den Ölstaaten und selbsternannte Finanz- und Marketingexperten gehört, brauchten sie sich heute keine Gedanken um die Zukunft ihres Unternehmens zu machen.

Ihr Norbert Schnellen

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