Brilon-Totallokal: Die traurige Feststellung erreichte alle Gemeindemitglieder am Sonntag, den 25. März, nach dem Gottesdienst
brilon-totallokal: Es gibt keine Alternative, der Turm muss wegen gravierender Schäden im Mauerwerk abgerissen werden. Im Rahmen der geplanten Neugestaltung der Kircheninnenräume betrachtete man genauer die Risse im Mauerwerk des Turmes. Dabei stellten die Experten Nässe im Bimsmauerwerk fest. Die Laboruntersuchung folgte und ergab einen Wert hundertfach über dem Normalen. Jetzt stand es fest, der Turm ist nicht zu retten.
Die Evangelische Stadtkirche in Brilon ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude, das 1856 nach einem Entwurf des Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel errichtet wurde. Ursprünglich besaß die Kirche ein Giebeltürmchen mit einem kupfernen Dach, das aber 1922 dem heutigen Turm weichen musste. Dieser besteht aus bossierten Grauwacke Quadern und bei dem Bau verwendete man Kalksandstein, das eigentlich dafür nicht geeignet ist, und Mörtel mit der Beimischung von Bimsstein und Schlacke. „ Das Problem ist, dass der harte Stein keine Verbindung zum Mörtel bildete und durch Risse so das Wasser ungehindert in das Innere des Mauerwerks eindringen und lagern konnte“, schilderte Pfarrer Rainer Müller. Laut Mineralogen ist das ein unumkehrbarer Prozess der Zerstörung.
Im Jahr 1994 hat man den ersten Versuch der Sanierung unternommen, indem man den gesamten Turm neuverfugte. Leider stellte man schnell fest, dass der dabei verwendete Flüssigbeton noch mehr Fleuchtigkeit in das Mauerwerk eintrug. Die deutlichen Risse in den Steinen und Innenwänden des Turmes sowie das Ausblühen von Salzen ist letztlich das Ergebnis der chemischen Reaktion. Leider gibt es keine Methode diesen Prozess aufzuhalten oder den Turm austrocknen zu lassen. Da die Befürchtung besteht, dass die Feuchtigkeit in das Innere der Kirche zieht, ist die Entscheidung zum Abbau des Turmes gefallen. „Er bleibt uns jedoch solange erhalten bis die Pläne für den Neubau stehen“.
Bürgermeister Dr. Christof Bartsch äußerte sein Bedauern über den anstehenden Abriss des Turmes, denn gemeinsam mit der Nikolaikirche und Probsteikirche prägt die Evangelische Kirche das Stadtbild und gehört zu einem wichtigen Element. „Auf der anderen Seite haben wir die Möglichkeit etwas Neues entstehen zu lassen, was der Schinkel Bauweise entsprechen könnte“, so der Bürgermeister. Auch der anwesende Presbyter Siegmar Paschkewitz erwähnte die Bestürzung der Mitglieder des Presbyteriums bei der Besprechung der dramatischen Situation im Oktober 2017. Die Befürchtungen haben sich bestätigt und jede Hoffnung zerstört.
Das Presbyterium wird nun gemeinsam mit den Baufachleuten der Landeskirche Rahmenbedingungen definieren, nach denen ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben wird, bei dem Ideen ausgearbeitet werden sollen, die zu dem theologischen Konzept passen. Pfarrer Rainer Müller ist zuversichtlich und hofft auf mutige und kreative Leute, die es wagen mit ihren Entwürfen das zukünftige Stadtbild mit neuen Akzenten zu erweitern.
Für die Neugestaltung der Kircheninnenräume und technische Erneuerung wurden rund 250.000 Euro einkalkuliert, da aber der Abriss des Turmes erhebliche Kosten von ca. 65.000 Euro beanspruchen wird und die Kosten für den Neubau noch offen sind, ist die Entscheidung für die Renovierungsarbeiten erst einmal verschoben. Voraussichtliche Arbeiten am Turm finden erst 2019 statt und bis dahin wird ein Netz den Turm sichern.
Quelle: Katharina Maschka