Fachhochschule Südwestfalen und ihre Vorgängereinrichtungen feiern in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen als „FH“
brilon-totallokal: In diesem Jahr feiern die Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen, auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWS) genannt, ihr 50-jähriges Bestehen. Gegründet wurden sie in ganz Deutschland als Hochschulen mit einem starken Praxis- und Anwendungsbezug in Lehre und Forschung und haben sich seitdem im deutschen Hochschulsystem als weiterer Hochschultyp zu den Universitäten erfolgreich etabliert.
Im Juli 1968 einigten sich die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer darauf, einen neuen Hochschultyp einzuführen: die sogenannten Fachhochschulen. Die Gründung der ersten FHs, wie sie kurz genannt wurden, erfolgte dann ein Jahr später in Schleswig-Holstein und 1971 in Nordrhein-Westfalen. Damit wurde der Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt. Dabei im Fokus: Kurze Studienzeiten kombiniert mit einem hohen Praxisbezug. „Mit dieser Erfolgsformel sollten seinerzeit Fachkräfte insbesondere in technischen und betriebswirtschaftlichen Studiengängen sowie in der sozialen Arbeit ausgebildet werden. Forschung war damals noch nicht vorgesehen“, erläutert Prof. Dr. Claus Schuster, Rektor der Fachhochschule Südwestfalen.
Seither sind 50 Jahre vergangen, in denen sich die Fachhochschulen als Hochschultyp grundlegend verändert haben. Zum einen hat sich die Zahl der Fachhochschulen im Zuge der Wiedervereinigung und durch Neugründungen enorm erhöht. Zum anderen gab es in den letzten Jahren eine inhaltliche und strukturelle Neuausrichtung. Die Umstellung sämtlicher Studiengänge auf Bachelor- und Masterabschlüsse, ein erweitertes Fächerspektrum, differenzierte Studienformen, neue gesetzlich definierte Aufgaben wie die Verpflichtung zur angewandten Forschung, die Förderung des Wissenstransfers, die zunehmende Bedeutung der Weiterbildung und verbesserte Möglichkeiten zur Promotion für die Absolvent*innen sind dabei wichtige Eckpfeiler. Das schlägt sich auch in der Bezeichnung der Hochschulen nieder. In zahlreichen Landeshochschulgesetzen wurde die Bezeichnung „Fachhochschule“ durch „Hochschule für Angewandte Wissenschaften“ (HAW) ersetzt. Daher führen nur noch 10 der 118 in der Hochschulrektorenkonferenz organisierten HAWs/FHs noch die Bezeichnung „Fachhochschule“ in ihrem Namen.
Darunter ist auch die Fachhochschule Südwestfalen. „Wir haben am Standort Meschede eine lange Tradition als Bildungseinrichtung. Was 1964 mit der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen begann, hat mit der Fachhochschule Südwestfalen ein vorläufiges Ende gefunden“, betont Schuster, „geblieben ist der nach wie vor starke und profilgebende Praxis- und Anwendungsbezug sowohl in der Lehre als auch in der Forschung und der breit gefächerte Wissens- und Technologietransfer in die Praxis. Durch die engen Kooperationen mit Unternehmen, Handwerk und Akteuren aus dem Gesundheits- und Sozialbereich sind wir Problemlöser und Innovationsmotor am Puls der Zeit und bilden gleichzeitig einen wichtigen und prägenden Standortfaktor in Südwestfalen“.
Mit der Kampagne „Unglaublich wichtig“ feiern die HAWS/FHs in NRW nicht nur das Jubiläum. „Wir feiern auch eine Idee, die Deutschland als Innovationsmotor bewegt. Wir als Fachhochschule Südwestfalen sind stolz darauf, Teil dieser innovativen Gemeinschaft zu sein, die Forschung, Lehre und vor allem in der Praxis nachhaltigen Fortschritt ermöglicht“, freut sich Schuster.
Zahlen, Daten, Fakten
Heute studieren an den HAWs/FHs bundesweit über eine 1. Mio. Studierende und 40% aller Studienanfänger*innen schreiben sich an diesem Hochschultypus ein. Knapp 60% der Studierenden in den Studienbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und (Bau-)Ingenieurwesen kommen von den HAWs/FHs. Im Bereich Sozialwesen sind es fast 90% der Studierenden, in den Verwaltungswissenschaften 95% und in den Gesundheitswissenschaften 80%. Etwa 20.000 Professor*innen lehren an diesen Hochschulen. Über 241 thematisch etablierte Forschungsschwerpunkte mit durchschnittlich 1,16 Mio. Euro Drittmittel sind an den HAWs/FHs verankert.
Die Fachhochschule Südwestfalen mit ihrem Sitz in Iserlohn und Standorten in Hagen, Meschede und Soest sowie einem Studienort in Lüdenscheid hat zurzeit 12.319 Studierende, wovon mehr als 40% berufs- und ausbildungsbegleitend studieren.
Die Fachhochschule Südwestfalen bietet insgesamt 69 Studiengänge in den Bereichen Agrarwirtschaft, Designmanagement und Produktentwicklung, Gesundheits- und Naturwissenschaften, Informatik und Digitalisierung, Medien und Kommunikation, Pädagogik und Psychologie, Technik und Ingenieurwesen, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Wirtschaft und Recht an. Im Forschungsbereich wirbt die Fachhochschule Südwestfalen jährlich rund 12 Mio. Euro Drittmittel ein.
Bild: So studierte man in den 70ern in der damaligen Fachhochschule Südostwestfalen in Meschede
Fotocredits: Archiv FH Südwestfalen
Quelle: Fachhochschule Südwestfalen