Keine Schönheit, funktioniert aber: Die didaktische Espressokanne

Studierende der FH Südwestfalen lernen im Modul Fertigungstechnik die Grunddisziplinen des Maschinenbaus anhand einer Kaffeekanne kennen

Meschede. Um Herbert Grönemeyer zu zitieren: Sie ist keine Schönheit. Gemeint ist eine Espressokanne, die Maschinenbaustudierende der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede selbst im Unterricht hergestellt haben. Vermutlich gewinnt sie keinen Design-Preis, vielleicht aber einen für Didaktik – denn gelernt haben die Studierenden eine Menge.

 

Über zwei Semester lang ging es im Fach Grundlagen der Fertigungstechnik bei Prof. Dr. Matthias Hermes um die Espressokanne. „Die Idee dahinter ist, ein Produkt vom Entwurf her so zu bauen, dass es inhaltlich Grunddisziplinen des Maschinenbaus abdeckt“, erklärt Hermes. So mussten die Studierenden im ersten Praktikum den Wasserbehälter aus rostfreiem Edelstahl zusammenschweißen. Im zweiten Praktikum ging es um Blechverformung, im Näpfchenziehverfahren entstand der Kaffeebehälter. Das Behälteroberteil produzierten sie Studierenden im Aluminiumgussverfahren. Die Nut im Oberteil musste mit spanender Bearbeitung hergestellt, der Deckel mit dem Laser aus Edelstahlblech geschnitten werden. Zum Schluss wurden Griff und Deckelknauf aus Kunststoff 3D-gedruckt.

 

„Mit der Espressokanne wollen wir wie bei einem Lehr- oder Gesellenstück Kernkompetenzen vermitteln“, sagt Christoph Berlinger, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter die Studierenden in den Praktika begleitet hat. Ziel sei es zudem, zu zeigen, wie viele Fertigungsschritte ein so einfaches Bauteil habe. Im Herstellungsprozess stecke viel Handarbeit, die Konstruktion von Hilfsmitteln und auch viel Ausprobieren – zum Beispiel verschiedene Stromstärken beim Schweißen. „Im CAD-Programm ist so ein Produkt heute schnell gezeichnet“, meint Berlinger. „Aber wie man die Werkzeuge auslegt und wieviel an Maschinenpark dahintersteckt, ist vielen Studierenden nicht bewusst.“

 

Nach Auffassung von Hermes und Berlinger zeichnet gerade die Fähigkeit zur praktischen Umsetzung Ingenieurinnen und Ingenieure aus. Dabei sollten sie nicht nur das fertige, funktionsfähige Produkt, sondern auch die Kosten im Blick haben. Apropos fertiges Produkt: Mittlerweile ist ein gutes Dutzend der Mescheder Espressokanne hergestellt und der Kaffee aus der fertigen Kanne verkostet. „Es war ein schöner Aha-Effekt, als der Kaffee heraussprudelte“, so Berlinger. „Die Studierenden waren vom Ergebnis begeistert, der Kaffee vielleicht ein wenig dünn.“ Am Verhältnis von Kaffee und Wasser – und vielleicht auch am Design – kann dann aber die nächste Gruppe weiterarbeiten.

 

Foto: Espressokanne, Keine Schönheit, funktioniert aber: Die von Studierenden im Modul Fertigungstechnik hergestellte Espressokanne

Foto: Anna Mertens, FH Südwestfalen

 

Quelle: Dipl.-Kfm. Christian Klett, Sachgebietsleiter Presse / Marketing / Stv. Pressesprecher

 

 

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