Erfahrung für die Kleinsten – Es gibt Grenzen für Quereinsteiger an Schulen – Kommentar von Nicole Dolif
Die Nachricht ist erst einmal eine gute: Statt mit den noch im Mai befürchteten 1460 offenen Lehrerstellen startet Berlin mit „nur“ 716 fehlenden Lehrkräften ins neue Schuljahr. Es konnten also in den letzten Monaten noch 744 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden. Das ist ein Erfolg. Doch wo kommen all diese Lehrkräfte plötzlich her? Ganz einfach: Mehr als die Hälfte von ihnen sind einfach gar keine ausgebildeten Lehrer. Von den neu besetzten Stellen entfallen nur 1121 auf Lehrkräfte, die ein reguläres Lehramtsstudium abgeschlossen haben.
529 sind Quereinsteiger, die berufsbegleitend ausgebildet werden und ganze 818 sind sogenannte „sonstige Lehrkräfte“. Zu ihnen zählen zum Beispiel Lehramtsstudierende, aber auch Akademiker aus ganz anderen Berufen, die wegen ihrer Studienfächer nicht zum Quereinstieg zugelassen werden. Sie können durchaus für die Schule eine Bereicherung sein, aber eine besondere pädagogische oder didaktische Ausbildung haben sie nicht unbedingt.
Besonders hoch ist der Anteil der „sonstigen Lehrkräfte“ ausgerechnet an den Grundschulen, nämlich 785 der insgesamt 1496 in diesem Schuljahr eingestellten Lehrkräfte. Diese Zahl ist fatal. Denn in den Grundschulen wird die Basis für den Schulerfolg der Kinder gelegt. Sie werden alphabetisiert, lernen mit Zahlen umzugehen. Um ihnen das beizubringen, ist Können, Pädagogik und Didaktik gefragt. Die ausgebildeten Lehrkräfte haben das gelernt. Und alle anderen, die in Grundschulen unterrichten wollen, müssen dringend nachziehen. Spezielle Fortbildungen sollten für sie zur Pflicht werden, damit die Unterrichtsqualität auch schon bei den Kleinsten gesichert ist.
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BERLINER MORGENPOST, Redaktion
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